Medien und Kinder: Tipps gegen übermäßigen Konsum
Eltern & Kind

Medien und Kinder: Tipps gegen übermäßigen Konsum

„Nur noch eine Folge. Bitte!“ Eltern sollten ihren Kindern einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien zeigen. Das heißt nicht, jeden Tag strenge Verbote auszusprechen, sondern klare Regeln aufzustellen und offene Gespräche mit den Kindern zu führen. Aber wie gehe ich als Mutter oder Vater am besten vor?​​​​​​​

Zusammengefasst: Balance finden, ist wichtig

Digitale Medien gehören selbstverständlich zum Alltag von Kindern – aber wie viel ist zu viel? Viele Eltern plagen Unsicherheiten und der Alltag lässt sich oft nicht immer ideal mit Medienregeln verbinden. Pia Schulze-Zumkley berät beim pme Familienservice Eltern zum Thema Medienkonsum. Sie betont:
„Die größte Herausforderung ist, die richtige Balance zu finden – nicht zu streng, aber auch nicht zu locker. Medien gehören heute einfach dazu. Das Wichtigste ist, Eltern sollten ihre Kinder bei der Nutzung digitaler Medien begleiten!“

1. Wie viel Medienzeit ist für mein Kind gesund?

Digitale Medien begleiten Kinder und Jugendliche heute vom ersten Tag an. Laut miniKIM-Studie 2023 wachsen schon Zwei- bis Fünfjährige in Haushalten auf, in denen fast überall Internet (98 Prozent) und Smartphones (95 Prozent) verfügbar sind.
Rund ein Fünftel nutzt regelmäßig ein Tablet, jedes zehnte Kleinkind hat sogar Zugang zu einem eigenen Smartphone.

Im Grundschulalter das zeigt die KIM-Studie – nutzen schon 70 Prozent der Sechs- bis Dreizehnjährigen zumindest gelegentlich das Internet; mit steigendem Alter wächst der Anteil rapide: Bei den Zehn- bis Elfjährigen sind es schon 85 Prozent, bei den Zwölf- bis Dreizehnjährigen praktisch alle (99 Prozent). Auch der eigene Internetzugang wird immer selbstverständlicher.

Jugendliche zwischen zwölf und neunzehn Jahren (JIM-Studie 2024) besitzen fast alle ein Smartphone, sind im Schnitt mehr als drei Stunden täglich online und nutzen insbesondere WhatsApp, YouTube, Instagram und TikTok. Musik- und Videostreaming sowie KI-Anwendungen gehören inzwischen ebenso selbstverständlich zum Alltag, wie auch der Umgang mit Fake News und digitalen Risiken

 

"Die größte Herausforderung für Eltern ist es, die richtige Balance im Umgang mit digitalen Medien zu finden. Es nützt wenig, die Nutzung strikt zu verbieten oder unkontrolliert zuzulassen. Viel wichtiger ist, dass Medien zu unserem Alltag dazugehören und dass Kinder den Raum bekommen, Medien zu erleben – aber immer mit wachsamer Elternbegleitung und im Austausch darüber, was online und offline passiert."
Pia Schulze-Zumkley, Elternberaterin beim pme Familienservice

 

Es gibt Empfehlungen, wie lange und wie oft Kinder und Jugendliche je nach Altersgruppe Bildschirmmedien am Tag nutzen sollten:

  • Kleinkinder im Alter von 0 bis 3 Jahren sollten noch gar keine festen Zeiten für TV, Smartphone, Tablet oder Computer haben.
  • In der Altersgruppe von 3 bis 6 Jahren ist eine gemeinsame Nutzungszeit von 30 Minuten vorgesehen.
  • In der Altersgruppe von 6 bis 10 Jahren höchstens 45 bis 60 Minuten.
  • Für die 10- bis 13-Jährigen sollten ebenfalls etwa 60 Minuten Bildschirmzeit eingehalten werden, obwohl in dieser Altersgruppe Verhandlungsspielraum möglich ist.
  • Zwischen 13 und 17 Jahren ist es ratsam Nutzungszeiten immer noch abzusprechen, um Jugendliche vor übermäßiger Nutzung zu schützen.

Dennoch ist die Vorgabe von Richtwerten schwierig, da die familiären und persönlichen Situationen sehr unterschiedlich sind. Bei Jugendlichen sollte regelmäßig auf das Wohlbefinden geachtet werden und ob genügend Zeit für Schule, Ausbildung, Hobbys und Freunde bleibt. 

" Ich finde generelle Verbote von Social Media zum Beispiel total schwierig, denn Medienerziehung ist für mich vergleichbar mit Verkehrserziehung. Natürlich kann ich sagen: Instagram erst ab 16 Jahren, so wie der Führerschein erst ab 18 Jahren ist. Aber wie führe ich mein Kind heran? Im Auto lernt das Kind beim Mitfahren schon, was Verkehrszeichen bedeuten, was Rechts vor Links ist. Genau das wünsche ich mir auch für Medien.
​​​​​​​Deshalb bin ich kein Freund von Verboten, sondern von einer begleiteten Mediennutzung. In Familien, die das leben, wissen die Kinder wirklich, wie man sinnvoll und sicher damit umgehen kann.“
Pia Schulze-Zumkley, Elternberaterin beim pme Familienservice

 

2. Tipps für eine entspannte Handynutzung Ihres Kindes

Carline Krügl, systemische Beraterin und Coach, gibt Tipps, wie Sie entspannt eine vernünftige Handynutzung Ihres Kindes umsetzen können.

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3. Corona-Pandemie hat Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen verdoppelt

Als Ablenkung gegen Stress, Lagerkoller und Einsamkeit, boten digitale Medien in der Corona-Pandemie jungen Menschen vielseitige Nutzungsmöglichkeiten.

Die damit verbundenen Einschränkungen haben jedoch zu einem verstärkten Medienkonsum geführt. Das belegen Ergebnisse einer Studie der gesetzlichen Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2022.

Demnach stieg seit 2019 die Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen an:

  • Etwa 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche zeige ein Bezug auf Gaming, Social Media oder Streaming ein problematisches Nutzungsverhalten. Das heißt, sie sind von einer Mediensucht gefährdet oder bereits abhängig.
  • Etwa sechs Prozent der Minderjährigen sind abhängig von Computerspielen und sozialen Medien. Das sind deutschlandweit etwa 600.000 Jungen und Mädchen, wobei Jungen häufiger betroffen sind.
  • Die Zahl abhängiger Kinder und Jugendlicher bei Computerspielen stieg von 2,7 Prozent im Jahr 2019 auf 6,3 Prozent im Juni 2022. Bei Social Media verdoppelte sich die Mediensucht von 3,2 auf 6,7 Prozent.

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Was ist Mediensucht?

Als mediensüchtig gelten Personen, die exzessiv und über einen längeren Zeitraum Gebrauchsmedien nutzen. Dabei verlieren sie die Kontrolle über ein gesundes Nutzungsverhalten, ziehen sich aus anderen Lebensbereichen zurück, vernachlässigen reale soziale Kontakte und das alltägliche Leben.

Trotz negativer Folgen ihres übermäßigen Konsums setzen Betroffene ihr Verhalten fort.

Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz 

 

4. Wie viel Medien braucht ein Kind?

Das richtige Maß für Mediennutzung festzulegen kann bei gleichem Alter von Kind zu Kind anders sein.

Jedes Kind lässt sich unterschiedlich stark von Medieninhalten beeinflussen. Bevor sich Eltern an festen Vorgaben orientieren, sollten sie ihr Kind gut im Blick behalten. Wie geht es meinem Kind nach der Medienzeit? Wirkt es nach dem Fernsehen oder nach Computerspielen teilnahmslos, überdreht oder aggressiv?

"Alltagsaufgaben werden vernachlässigt, wenn Zeit am Bildschirm wichtiger ist als die Freunde, die Hobbys, der Verein – wenn das vernachlässigt wird. Wenn man sonst mit Leidenschaft dabei war, aber jetzt daddelt und nicht pünktlich losgeht."
Pia Schulze-Zumkley, Elternberaterin beim pme Familienservice

Die DAK-Präventionsoffensive „Mediensucht 2020“ zeigt fünf Anzeichen, woran man einen ungesunden Umgang mit digitalen Medien bei Kindern erkennen kann.

5. Fünf Anzeichen für einen ungesunden Umgang mit digitalen Medien

1. Zu viel, zu lange, zu intensiv

Erst am PC spielen, dann die Lieblingsserie schauen und zwischendurch immer wieder mit dem Smartphone die Social-Media-Kanäle checken oder Nachrichten beantworten: Der Einsatz digitaler Medien im Alltag ist vielfältig. Eltern sollten daher die Nutzungsfrequenz und die Nutzungsdauer ihrer Kinder im Blick behalten.

2. Verminderte Leistungsfähigkeit

Kinder, die Medien sehr intensiv nutzen, können zum Teil müde, schlapp oder abwesend wirken. Dauerhaft kann dieser Zustand negative Folgen für die Schule mit sich bringen.

3. Beeinträchtigung von Familienleben und Freundschaften

Ein weiteres Anzeichen ungesunder Mediennutzung ist, wenn die gemeinsame Familienzeit darunter leidet oder Verabredungen in der realen Welt vernachlässigt werden. Wenn ein Kind das Interesse an gemeinsamen Aktivitäten verliert, schnell in den virtuellen Raum zurück möchte oder sich kaum noch mit Freunden trifft, kann das zu sozialer Isolation führen.

4. Vernachlässigung anderer Hobbys

Dass Kinder ihre Hobbys wechseln und sich Interessen verschieben ist völlig normal. Wird das Hobby allerdings durch erhöhte Mediennutzung vernachlässigt, sollten Eltern genauer hinschauen.

5. Psychische Auffälligkeiten

Medienkonsum wird ungesund, wenn Kinder schnell nervös werden, sobald sie nicht an das Smartphone, das Tablet oder den PC können oder dürfen. Manche Kinder sind dann schnell gereizt oder werden aggressiv.

6. Mediennutzungszeit: Sechs Tipps für Eltern für einen gesunden Umgang

"Die Kinder müssen von Anfang an lernen, Medien richtig zu nutzen. Und das beginnt bei uns Eltern: Wie benutze ich Medien? Bin ich selbst ein Vorbild, zum Beispiel im Hinblick auf die Medienzeit? Wenn ich selbst am iPad bin, während die Kinder die Spielkonsole ausschalten sollen, ist das für sie schwer nachvollziehbar.“
​​​​​​​Pia Schulze-Zumkley, Elternberaterin beim pme Familienservice

1. Wochenzeit statt Tageszeit vereinbaren

Bei älteren Kindern ab zehn Jahren empfiehlt es sich, mehr Verantwortung für die Einteilung der Medienzeit zu übergeben. Dafür können Eltern ein wöchentliches Zeitkontingent vereinbaren. Ist die vereinbarte Zeit bereits nach zwei Tagen verbraucht, bleiben die Bildschirme für die restliche Woche aus. So können Kinder ihre eigenen Erfahrungen im Zeitmanagement machen, indem sie Ressourcen vorausschauend einteilen müssen.

2. Bildschirmzeiten festlegen und auf Einhaltung achten

Feste Zeiten einzuführen und diese auch einzuhalten schafft für Kinder und Jugendliche Orientierung und Verlässlichkeit. Besonders bei kleineren Kindern bietet sich an, einen Wecker zu stellen, der klingelt, sobald die vereinbarte Zeit abgelaufen ist. So bekommen sie ein Gefühl für die Zeit, die bereits vergangen ist.

Auch kann mit dem Kind besprochen werden, zu welchen Uhrzeiten der Konsum von Medien besser geeignet ist. Bei älteren Kindern können Zeitbegrenzungen im Betriebssystem verankert werden, so dass das Gerät oder das Programm sich automatisch abschaltet. Besser ist jedoch, wenn Kinder lernen, sich an die Absprachen zu halten.

3. Bildschirmzeiten für Schule nicht einbeziehen

Schulkinder benötigen digitale Medien teilweise zum Lernen oder für Hausaufgaben. Diese Zeit sollten Eltern nicht in die fest vereinbarte Bildschirmzeit einbeziehen. Denn hier erfüllen die Medien einen anderen Zweck. Die freie Bildschirmzeit ist fürs Entdecken, für Austausch, Spaß und Unterhaltung da.

4. Medienfreie Zeiten und Orte festlegen

Digitale Medien begleiten uns im Alltag. Gerade deshalb kann es für Familien von Vorteil sein, gezielt medienfreie Zeiten und Orte zu schaffen. Besonders beliebt ist die Regel, dass alle Familienmitglieder am Esstisch die Smartphones wegpacken. Andere Möglichkeiten sind zum Beispiel, zwei Stunden vor der Nachtruhe keine Computerspiele mehr zu spielen oder erst nach den Hausaufgaben die Lieblingsserie anzuschauen.

5. Analoge Aktivitäten fördern

Es ist wichtig, Kindern zu zeigen, welche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung es außerhalb der virtuellen Welt gibt. Wenn Langeweile aufkommt, muss nicht gleich der Fernseher eingeschaltet werden. Das freie Spiel in der Natur, Baden, Wandern oder Tiere entdecken bringt auch Spaß, Freude und Unterhaltung.

6. Vorbild sein

Zuletzt sollten Eltern auch auf ihr eigenes Mediennutzungsverhalten achten. Wie oft greife ich zum Smartphone? Läuft der Fernseher ununterbrochen im Hintergrund? Surfe ich pausenlos im Internet oder scrolle rauf und runter durch Social-Media-Kanäle?

7. Weitere Informationen zu Mediennutzungszeiten

Kindergesundheit-info.de

Klicksafe.de

FAQ: Medienkonsum bei Kindern

Wie viel Bildschirmzeit ist für Kinder gesund?

Für Kinder bis 6 Jahre empfehlen Expert:innen maximal 30 Minuten täglich, Grundschulkinder bis zu 60 Minuten. Bei Jugendlichen sollte die Medienzeit gemeinsam mit ihnen besprochen und regelmäßig überprüft werden.

Sollten Eltern Social Media oder Smartphones komplett verbieten?

Strikte Verbote sind selten dauerhaft wirksam. Es hilft, Kinder aktiv zu begleiten, gemeinsam Regeln zu entwickeln und Gefahren zu erklären.

Woran erkenne ich eine problematische Mediennutzung?

Achten Sie darauf, ob Ihr Kind Freunde, Hobbys oder wichtige Aufgaben wegen digitaler Medien vernachlässigt. Werden frühere Interessen verdrängt, ist das ein Warnsignal.

Wie kann mein Kind selbst lernen, Medienzeiten einzuhalten?

Entwickeln Sie gemeinsam feste Regeln und Routinen und bleiben Sie konsequent. Zeitlimits und medienfreie Räume im Familienalltag helfen dabei.

Was tun, wenn ich als Elternteil unsicher bin?

Suchen Sie Rat bei Beratungsstellen, tauschen Sie sich mit anderen Eltern aus und informieren Sie sich auf geeigneten Ratgeberseiten wie schau-hin.info oder medien-kindersicher.de.

null Zuckerfreie Ernährung: Mit diesen 6 Tipps klappt es

Frau lächelt in Kamera und isst Avocado
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Zuckerfreie Ernährung: 6 Tipps für den bewussten Umgang

Zucker ist aus unserer heutigen Ernährung kaum wegzudenken. Er versteckt sich in mehr als 80 Prozent aller Lebensmittel – nicht nur in offensichtlichen Süßigkeiten, sondern auch in Produkten wie Wurst oder Brot. Das Wissen um diese versteckten Zucker ist der erste Schritt, um bewusster zu handeln und den eigenen Konsum nachhaltig zu reduzieren.

(Expertin: Giannina Schmelling, Ernährungsberaterin | Redaktion: Christin Müller)

Zucker – süße Verführung mit bitteren Folgen

Ein hoher Zuckerkonsum ist mit zahlreichen Krankheitsrisiken verbunden. Er lässt beispielsweise den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen, was eine starke Insulinausschüttung zur Folge hat. Diese blockiert die Fettverbrennung und macht Abnehmen nahezu unmöglich.

Zugleich fördert das ständige Auf und Ab des Blutzuckerspiegels Heißhungerattacken, Müdigkeit und langfristig Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, chronische Entzündungen und Störungen im Darmmikrobiom.

Neueste Studien zum Zuckerkonsum zeigen, dass hohe Blutzuckerwerte sogar die Blutgefäße im Gehirn schädigen können – was ein Risikofaktor für vaskuläre Demenz sein kann. Zudem leidet die Gedächtnisleistung, da Zucker die neuronale Plastizität und den Hippocampus schwächt.

Warum Zucker süchtig macht

Zucker beeinflusst nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern kann auch suchterzeugend wirken. „Zuckersucht“ mag kein offizieller Begriff sein, beschreibt jedoch treffend, was viele Menschen erleben.

Zucker sorgt für die Ausschüttung von Dopamin, dem Glückshormon, das direkt im Belohnungszentrum des Gehirns wirkt. Dies führt zu einem Hochgefühl und macht uns zufrieden.

Evolutionär gesehen ergibt das Sinn: Zucker liefert schnelle Energie, die früherüberlebenswichtig und weniger verfügbar war. Heute ist das anders, wir haben genug Energie in Form von Lebensmitteln zur Verfügung – immer und überall. Nur hat unser Gehirn das noch nicht verstanden und “belohnt” uns weiterhin mit dem Hochgefühl, wenn wir Zuckerhaltiges und damit schnelle Energie zu uns nehmen.

Das Problem: Je mehr Zucker wir essen, desto mehr gewöhnt sich das Gehirn daran und verlangt nach immer höheren Mengen, um denselben Effekt zu erzielen.

Welche Zuckerarten gibt es?

Die verschiedenen Zuckerarbeiten im Überblick:


 

Gibt es gesunde Zuckeralternativen?

Viele vermeintlich gesunde Alternativen wie Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder Kokosblütenzucker sind ebenfalls einfach Zucker. Auch Zuckeraustauschstoffe wie Birkenzucker und Süßstoffe wie Stevia können zwar kurzfristig eine hilfreiche Alternative sein, sind jedoch keine langfristige Lösung.

Warum Zuckeraustauschstoffe nicht helfen

Besonders bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Magenschmerzen oder Durchfall sollten Zuckeraustauschstoffe daher gemieden werden. Sie können nämlich schnell abführend wirken, weshalb Lebensmittel, die Zuckeraustauschstoffe enthalten, den Hinweis tragen müssen: „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“ Zudem stehen Süßstoffe im Verdacht, das Darmmikrobiom1 negativ zu beeinflussen. Darüber hinaus erhöhen oder erhalten Zuckeralternativen die Süßtoleranz, was den Wunsch nach immer süßeren Speisen langfristig fördert.2

Die Folge: Das Verlangen nach Süßem wird immer wieder verstärkt.

Zuckeralternativen im Vergleich: Süßstoffe, Zuckerersatzstoffe und natürliche Süße


 

Wie kann ich mich möglichst zuckerfrei ernähren?

Vielen hilft es, einfach nichts Süßes mehr zu kaufen. Denn was nicht da ist, kann auch nicht gegessen werden. Langfristig sind jedoch Alternativen wichtig, denn der gemütliche Abend auf der Couch oder das frustrierende Meeting mit dem Chef kommen garantiert wieder.

Anstatt also in der Büroschublade und dem Küchenschrank Schokoriegel zu lagern, befüllen Sie sie mit leckeren Alternativen. Wählen Sie dabei Lebensmittel, die Ihren Lieblingssüßigkeiten in Geschmack und Textur nahekommen. Eine Selleriestange als Ersatz für Schokoeis wird eher weniger überzeugen.

6 Möglichkeiten, Zucker zu reduzieren

1. Energy Balls oder Riegel, die mit Datteln gesüßt sind, Zartbitterschokolade, getrocknete Früchte oder das Lieblingsobst

2. Auch herzhafte Snacks können helfen: Oliven, Nüsse, Edamame, hartgekochtes Ei oder Rohkost mit Hummus und Guacamole.

3. Säfte mit 100 Prozent Fruchtgehalt: Vermeiden Sie Nektar und Fruchtsaftgetränke, denen zusätzlicher Zucker zugesetzt wurde.

4. Beim Backen Trockenfrüchte, Bananen oder Apfelmark zum Süßen verwenden.

5. Foto-Ordner auf dem Handy: Wenn Sie einen tollen Snack gefunden haben, fotografieren Sie ihn direkt und legen ihn in Ihren Snack-Ordner ab. So haben Sie bei der nächsten Heißhungerattacke schnelle und gesunde Ideen parat.

6. Bitterstoffe wie in Zartbitterschokolade oder Kaffee können helfen, den Appetit zu zügeln.

Zuckerfreie Alternativen in der Drogerie

Machen Sie den Drogeriemarkt unsicher! Mittlerweile gibt es zahlreiche zuckerfreie Alternativen für Gummibärchen, Schokoriegel und Nutella.

Einfach mal neue Lebensmittel aus dem Regal holen und Zutatenlisten lesen.

Bewusst mit den eigenen Emotionen umgehen

Oft greifen wir zu Süßigkeiten aus Langeweile, Stress, Einsamkeit oder Freude. Süßes bietet also eine Regulation unserer Emotionen. So wird beispielsweise Langeweile unterdrückt und Genuss gefördert.

Wenn wir Süßes nun einfach weglassen, kommen die zugrunde liegenden Emotionen ungefiltert an die Oberfläche und können uns überfordern.

Ein Beispiel dafür sind Menschen nach einer Magen-Bypass-Operation: Durch die Verkleinerung des Magens können nur noch sehr kleine Mahlzeiten aufgenommen werden, was die emotionale Regulation durch Essen stark reduziert. Dadurch erleben Betroffene häufig intensive Gefühlsausbrüche und können scheinbar grundlos in Tränen ausbrechen.

Um Zucker langfristig zu reduzieren, reicht es daher nicht, ihn einfach wegzulassen. Es erfordert,  sich mit seinen Gefühlen bewusst auseinanderzusetzen und  gesunde Alternativen zu finden.


 

Übung bei Lust auf Zucker: ein einfacher Reflexionsprozess

Sie haben Lust auf was Süßes? Versuchen mal folgende Schritte, bevor sie zur Schokolade greifen:

1. Bevor Sie zu Süßigkeiten greifen, halten Sie eine Minute inne, um mit sich einzuchecken.

2. Fragen Sie sich: "Warum möchte ich gerade essen? Und was brauche ich gerade wirklich?"

3. Freuen Sie sich über die gewonnenen Erkenntnisse, Ihre Geduld und den bewussten Genuss. Das haben Sie großartig gemacht!

5. Finden Sie eine passende Lösung für z.B. Stress, Langeweile oder den Drang nach Belohnungen (z.B. einen besonderen Tee in einer schönen Tasse, einen Spaziergang machen, Lieblingslied hören) ODER entscheiden Sie sich bewusst für den Genuss bewusst.

Gut zu wissen!

Bei der Übung geht es nicht darum, sich das Essen zu verbieten! Vielmehr steht im Fokus, sich und seine Bedürfnisse besser kennenzulernen und eine bewusste Entscheidung zu treffen, anstatt gedankenlos Süßigkeiten in sich hineinzuschieben.

Langfristig zuckerfrei: So geht’s

Komplett auf Zucker zu verzichten ist schwer. Vielleicht klappt es mal eine Woche oder sogar einen ganzen Monat. Aber wenn wir uns und unserem Körper wirklich etwas Gutes tun wollen, geht es um die Frage, wie wir langfristig dranbleiben können.

Das Stichwort ist Selbstfürsorge und der Blick auf die eigentlichen Ursachen für den Süßigkeitenkonsum.
Zuckerreduktion ist keine Bestrafung, sondern ein Akt der Selbstfürsorge.

Mit kleinen, bewussten Entscheidungen und gesunden Alternativen können Sie Ihrem Körper und Ihrem Geist langfristig Gutes tun. Ein liebevoll angerichteter Teller mit Obst und Gemüse vermittelt Ihnen mehr Wertschätzung als eine aufgerissene Plastiktüte Gummibärchen.

Vermeiden Sie Schwarz-weiß-Denken

Es muss nicht der komplette Zuckerverzicht sein, es geht mehr um eine Reduzierung und einen achtsamen Umgang im Verzehr von süßen Lebensmitteln. Statt strenger Verbote können Mantren helfen, wie: „Ich verzichte darauf, weil ich gut zu mir sein will und achtsam auf meine Bedürfnisse eingehen möchte.“

Versuchen Sie es mit einem Essmotivprotokoll

Ein solches Protokoll hilft dabei, die Gründe für das eigene Essverhalten besser zu verstehen.
Indem man vor und nach dem Essen seine Emotionen, Gedanken und Bedürfnisse notiert, lassen sich Muster erkennen und passende Strategien entwickeln.

Wenn ich beispielsweise immer aus Stress esse, sollte ich langfristig natürlich den Stress und nicht das Essen angehen. Das bedeutet, „Nein“ sagen zu lernen, um Hilfe zu bitten oder ein neues Hobby zu starten.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, liebevoll mit sich selbst umzugehen und Schritt für Schritt positive Veränderungen zu schaffen.

Quellen:

1 Suez J, Korem T, Zeevi D et al. (2014) Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature 514: 181–186

2 American Dietetic Association (2012) Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: use of nutritive and nonnutritive sweeteners. J. Acad. Nutr. Diet 112: 739–758