Kleinkinder in der Kindertagespflege
Pädagogik

Tagesmutter werden: Ausbildung & Voraussetzungen

Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kinderbetreuung. Immer mehr Eltern entscheiden sich für diese individuelle Form der Kinderbetreuung, viele Menschen bauen sich damit eine berufliche Existenz auf. Lesen Sie, welche Vorteile Kindertagespflege bietet und welche Voraussetzungen Sie brauchen, um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden.

Immer mehr Kinder werden im Rahmen der Kindertagespflege betreut. Meistens handelt es sich hierbei um Kinder im Alter von 1-3 Jahren, aber auch jüngere und ältere Kinder finden ihren Platz in der Kindertagespflege, z.B. in der Nachmittagsbetreuung nach der Schule.

Was ist Kindertagespflege?

Bei der Kindertagespflege betreut eine Tagesmutter oder ein Tagesvater bis zu fünf Kinder im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung. Daneben setzt sich die sogenannte Großtagespflege vermehrt durch. Hier betreuen zwei bis drei Betreuungspersonen 10 bis 15 Kinder, meist in angemieteten Räumen. Tagespflegepersonen sind überwiegend selbstständig tätig und kommen selbst für ihre Sozialabgaben und Steuern auf. Betreuungsgeld erhalten sie vom Jugendamt oder von den Eltern der betreuten Kinder.

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Unser Kongress Kindertagespflege ist mit einer bunten Mischung aus fachlichen Impulsen, Austausch in spannenden Workshops sowie Bewegungs- und Achtsamkeitsübungen für jede Kindertagespflegepersonen das Highlight des Jahres. 

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Unsere Fortbildungen Kindertagespflege

Welche Bereiche gibt es in der Kindertagespflege?

Die 4 großen Bereiche sind:

  • Kindertagespflege im eigenen Haushalt (i.d.R. selbstständig).
  • Kindertagespflege im Haushalt der Eltern (i.d.R. angestellt).
  • Kindertagespflege in angemieteten Räumen (angestellt oder selbstständig).
  • Großtagespflege (Zusammenschluss mehrerer Kindertagespflegepersonen, angestellt oder selbstständig).

Wie alt sind die Kinder in der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege wird überwiegend für Kinder von null bis drei Jahren genutzt. Möglich ist aber auch die Betreuung älterer Kinder, zum Beispiel im Vorschulalter oder von Schulkindern am Nachmittag.

Warum wird die Kindertagespflege immer beliebter?

Dass die Kindertagespflege besonders für kleine Kinder so beliebt ist, liegt unter anderem an den kleinen Gruppen. „Alles ist überschaubar, und die Tagespflegeperson kann individuell auf jedes Kind eingehen“, sagt Lena Kolits, Produktverantwortliche für Kindertagespflege beim pme Familienservice. 

Ein geregelter Tagesablauf mit Zeit zum Spielen, Ruhezeiten und gemeinsamen Mahlzeiten dient den Kindern als Orientierungshilfe und gibt ihnen Sicherheit. „Natürlich kommt auch die Bewegung an der frischen Luft nie zu kurz. Und es gibt viele pädagogische Angebote wie musikalische Früherziehung, Naturpädagogik, Forschen und Experimentieren und Bewegungserziehung“, zählt Lena Kolits auf.

Für immer mehr Betreuungspersonen ist die Kindertagespflege der ideale Einsatzbereich. „Zunehmend entscheiden sich auch pädagogische Fachkräfte wie Erzieherinnen oder Erzieher für die Tagespflege“, sagt Lena Kolits. „Vor allem die Großtagespflege, bei der man im Team arbeiten kann, liegt hoch im Kurs“. 

 

Was sind die Vorteile der Kindertagespflege?

  • Viele Eltern erleben die Kindertagespflege als die flexiblere Betreuungsform - da die Tagespflegepersonen i.d.R. (mehr als 90%) selbstständig tätig sind und häufig flexible Betreuungszeiten anbieten.
  • Kindertagespflege wird als sehr familiär empfunden.
  • Eine Tagespflegeperson betreut maximal 5 Kinder gleichzeitig, die Bezugsgruppe ist kleiner als in den meisten Kitas.
  • Es soll doch etwas "größer" sein? Dann könnte die Großtagespflege die richtige Wahl sein. Hier schließen sich zwei Tagespflegepersonen in angemieteten Räumen zusammen und betreuen gemeinsam bis zu 9 Kinder (mit fester Bezugsperson).
  • Durch die Gleichstellung der Kindertagespflege mit der Betreuung in Kitas greift auch hier die staatliche Verantwortung und es gibt bereits viele gut funktionierende Vertretungssysteme im Krankheits- oder Urlaubsfall.

Grundsätzlich haben Familien ein gesetzlich verankertes Wunsch- und Wahlrecht zwischen Kita und Betreuung in der Kindertagespflege.

Wer kann Kindertagespflegeperson werden?

Grundsätzlich kann jede:r Kindertagespflegeperson werden. Dennoch gilt es einige (auch persönliche) Voraussetzungen zu erfüllen bzw. bedenken:

  • Sie sollten gerne mit Kindern zusammen sein und sich gut auf ihre Lebenswelt einstellen können.
  • Sie sollten über mehrere Jahre zu festgelegten Zeiten eines oder mehrere Kinder betreuen können.
  • Sie sollten den Kindern einen geregelten Tagesablauf bieten können und bereit sein, dafür ggf. Einschränkungen in Ihrem persönlichen Leben auf sich zu nehmen.
  • Sie sollten um die einzelnen Entwicklungsschritte von Kindern wissen (körperliche und persönliche, wie zum Beispiel die Trotzphase) und diese mit einem fremden Kind durchleben können.
  • Bei Betreuung in den eigenen Räumen: Ihre Wohnung sollte kindgerecht eingerichtet sein..
  • Für das Tageskind sollte ausreichend Platz vorhanden sein (Spielecke, Schlaf- und Rückzugsmöglichkeit, Platz zum Essen) und es sollte in der Nähe eine Möglichkeit geben, draußen zu spielen.
  • Sie sollten mit Ihrer Lebenssituation zufrieden sein und Ihr Leben aktiv und positiv gestalten.


 

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?
Das örtliche Jugendamt - oder eine vom Jugendamt beauftragte Beratungsstelle - sollte eine Ihrer ersten Anlaufstellen sein, wenn Sie in der Tagespflege tätig werden möchten. Was das Jugendamt jeweils für Sie tun kann bzw. von Ihnen verlangt, ist sehr unterschiedlich und abhängig von den Richtlinien der einzelnen Bundesländer und Kommunen.

In der Regel sind die Jugendämter für die Vergabe der Pflegeerlaubnis zuständig, führen Qualifizierungsmaßnahmen durch, vermitteln Tagespflegepersonen in Familien bzw. und sind oft auch Vermittlungsstelle zwischen Familien und Tagespflegepersonen.

Um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden, brauchen Sie eine pädagogische Qualifikation. Diese können Sie durch einen Kurs zur Kindertagespflege erwerben, der von Jugendämtern oder anderen Trägern angeboten wird. In diesem Kurs lernen Sie alles über die Entwicklung und Betreuung von Kindern. Zusätzlich benötigen Sie ein erweitertes Führungszeugnis und einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder. Wichtig ist auch, dass Ihre Wohnung kindgerecht und sicher ist, was vom Jugendamt überprüft wird. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie beim Jugendamt eine Pflegeerlaubnis beantragen. Sobald Sie diese in Händen halten, kann Ihre Tagespflegestelle an den Start gehen.

Wichtige Fragen für Ihren Termin beim Jugendamt

  • Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um eine Pflegeerlaubnis zu bekommen?
  • Wie viele Tageskinder darf ich mit einer solchen Pflegeerlaubnis aufnehmen?
  • Welche Qualifizierung muss ich nachweisen, gibt es dafür einen vorgegebenen Stundenumfang?
  •  Welche Qualifizierungen werden angeboten und vom Jugendamt anerkannt?
  • Wie hoch ist der Stundensatz bzw. die monatliche Pauschale für die Betreuung?
  • Welche Versicherungen muss ich für mich abschließen (Aufsichtspflichtverletzung-, Unfall-, Haftpflicht-, Krankenversicherung, Rentenversicherung)? Für welche dieser Versicherungen bekomme ich die Kosten ganz oder teilweise erstattet?
  • Muss ich für die Tageskinder Versicherungen abschließen? Wer bezahlt diese Versicherungen?
  • Kann ich ein Tageskind auch ohne Vermittlung durch das Jugendamt aufnehmen? Bekomme ich dafür Beiträge zu Unfall-, Renten- und Krankenversicherung ganz oder teilweise erstattet?
  • In welcher Form muss ich die Entwicklung der Tageskinder dokumentieren, und wer darf diese Dokumentationen einsehen?
  • Was bedeutet der Schutzauftrag § 8a SGB VIII für meine Arbeit?
  • Werde ich vom Jugendamt während meiner Tätigkeit begleitet, findet eine regelmäßige Kommunikation statt?
  • Wer vertritt mich bei Urlaub, Krankheit oder sonstigen Notfallsituationen?

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Finanzielle Aspekte und Fördermöglichkeiten

Wenn Sie eine Pflegeerlaubnis als Tagespflegeperson haben, werden Sie in der Regel
von der Stadt bzw. Kommune gefördert. Das bedeutet, dass Sie pro betreutem Kind einen Stundensatz erhalten. 

Zusätzlich gibt es lokal unterschiedliche Fördersätze für Räumlichkeiten, Vor- und Nachbereitungszeit sowie für die Absicherung durch die hälftige Erstattung der Kranken- und Rentenversicherung. Weiterhin erhalten Tagespflegepersonen oft Zuschüsse für Unfall- und Haftpflichtversicherungen.  

 Tipp

Die genauen Fördersätze und Bedingungen können je nach Kommune variieren. Wir empfehlen Ihnen, sich bei den zuständigen Jugendämtern oder Trägern der Jugendhilfe zu informieren.

 

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Was ist für die Tätigkeit als Tagespflegeperson wichtig?

Sichere Umgebung, bedürfnisorientierte Angebote
Zunächst ist es wichtig, dass Sie eine liebevolle und sichere Umgebung schaffen, in der sich die Kinder wohlfühlen und entfalten können. Eine strukturierte Tagesplanung mit ausgewogenen Ruhe- und Aktivitätsphasen hilft den Kindern, sich zu orientieren und fördert ihre Entwicklung. Seien Sie kreativ bei den Spiel- und Lernangeboten und gehen Sie auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes ein. 

Individuelle Zuwendung für jedes Kind
Bei den Kindern zählt Einfühlungsvermögen. Jedes Kind ist einzigartig und benötigt individuelle Zuwendung. Geduld und Konsequenz in der Betreuung sind ebenso wichtig, um den Kindern Grenzen zu zeigen und ihnen gleichzeitig genügend Freiraum für ihre Entwicklung zu bieten.

Kommunikation mit den Eltern
Ebenfalls wichtig ist eine gute Kommunikation mit den Eltern. 3 Tipps, um eine partnerschaftliche Beziehung zu den Eltern zu fördern:

  • Seien Sie offen für kurze Gespräche beim Bringen und Abholen (Tür- und Angelgespräche)
  • Informieren Sie die Eltern regelmäßig über den Tag des Kindes und seine Entwicklungsschritte
  • Hören Sie den Eltern zu und nehmen Sie Ihre Sorgen und Wünsche ernst
     

Wie viele Kinder darf eine Kindertagespflegeperson betreuen?

Eine Tagesmutter oder ein Tagesvater darf maximal fünf Kinder betreuen. In einigen Bundesländern können Sie aber auch mit anderen Tagesmüttern und Tagesvätern in einer sogenannten Großtagespflegestelle gemeinsam entsprechend mehr Kinder betreuen.
 

Welche Aktivitäten sind mit Kindern bis 3 Jahren möglich?

Mit Tageskindern zwischen 0 und 3 Jahren sind vielfältige und spannende Aktivitäten möglich:
Sinneserfahrungen: Tasten, fühlen, riechen und schmecken – ob mit Sand, Wasser oder verschiedenen Texturen, Sinneserfahrungen fördern die Entwicklung.
Musik und Tanz: Singen, tanzen und Musikinstrumente ausprobieren macht Spaß und unterstützt die motorische sowie sprachliche Entwicklung.
Kreatives Gestalten: Malen mit Fingerfarben, kneten oder basteln – kreative Aktivitäten fördern die Feinmotorik und Fantasie.
Bewegungsspiele: Krabbeln, laufen, klettern und hüpfen – Bewegung ist wichtig für die körperliche Entwicklung und macht den Kleinen großen Spaß.
Vorlesen und Geschichten erzählen: Bilderbücher anschauen und Geschichten hören fördert die Sprachentwicklung und Konzentration.

Beispiel für einen Tagesablauf mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren 

Ein abwechslungsreicher Tagesablauf für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren könnte so aussehen:

  • Ankommen und Begrüßung
  • Morgenkreis
  • gemeinsames Frühstück
  • Freispielzeit/ kreative Aktivitäten/ Bewegungsspiele
  • Mittagessen
  • Mittagsruhe
  • Sinneserfahrungen/ Musik/ Naturerkundung
  • Snack-Zeit
  • Abholzeit

Dieser beispielhafte Tagesablauf bietet den Kleinen eine gute Mischung aus Struktur und Freiraum, um sich wohlzufühlen und sich altersgerecht zu entwickeln.

Wie fördert der pme Familienservice die Qualität der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kindertagesbetreuung. Wir beim pme Familienservice setzen uns seit vielen Jahren dafür ein, die Tätigkeit in der Kindertagespflege zu einem anerkannten Beruf zu machen und für Tagespflegepersonen gleiche Bedingungen wie für pädagogische Fachkräfte in Kitas zu schaffen.

Dazu gehört eine leistungsgerechte Bezahlung ebenso wie Vertretungsregelungen im Urlaub und bei Krankheit. Ein weiteres Ziel ist die staatliche Anerkennung des Berufs der Kindertagespflegeperson.  

Welchen Service bietet der pme Familienservice für Tagespflegepersonen?

Wir bieten unseren Betreuungspersonen das ganze Jahr über Fortbildungen zu allen wichtigen Themen und unterstützen sie mit vielfältigen Informationen und persönlicher Beratung.

Sie sind Tagesmutter bzw. Tagesvater und möchten in unseren Vermittlungspool aufgenommen werden? Registrieren Sie sich jetzt kostenlos und unverbindlich unter www.betreuungs.services

Für eine persönliche Beratung durch die Fachberater:innen des pme Familienservice können Sie außerdem unser Kontaktformular nutzen. 

 

null Gesundheitstag der Extraklasse: Das war der Health Day 2022

Speakerin Bastienne Neumann auf dem Health Day
Veranstaltung

Das war der Health Day 2022: Gesundheitstag der Extraklasse

Sechs Stunden Programm, 16 Top-Speaker:innen und 6.000 Zuschauer:innen – der Health Day bildet den fulminanten Abschluss zum 30-jährigen Geburtstag des pme Familienservice.

Gesundheit für jeden Geschmack

Die Mischung macht’s: Unterhaltsame und informative Vorträge von Top-Speaker:innen wie Frédéric Letzner, Dr. Matthias Manke, Gaby Köster und Michael „Curse“ Kurth zu den Themen körperliche Gesundheit, Mental Health, Achtsamkeit, Ernährung und Trends im Gesundheitsmanagement boten ein großartiges und abwechslungsreiches Programm für jeden Gesundheitsgeschmack. 

Pünktlich um 14 Uhr begrüßten pme-CEO Alexa Ahmad und Moderatorin Jessica Mina-Knopp die Zuschauer:innen live aus der pme Akademie in der Hamburger Hafencity. Was folgte war ein Gesundheitstag mit neuen Impulsen, spannendem Fachwissen und großartiger Unterhaltung. 

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Frédéric Letzner: Gesundheit geht auch sexy

Redner und Autor für Ernährungs- und Gesundheitspsychologie Frédéric Letzner startete mit seinem Vortrag zum Thema “Gesundheit geht auch sexy” und erörterte dabei die Frage, warum eigentlich so viele Menschen keine Lust auf das Thema Gesundheit haben und was man dagegen tun kann. Der Ernährungswissenschaftler, Buchautor und Speaker Letzner gab in seinem Vortrag interessante Einblicke in unsere kindlichen Prägungen und Ängste, wenn es etwa um gesunde Ernährung geht.

Mit seinem anschaulichen Plädoyer gegen das „Superheldentum“ am Arbeitsplatz rüttelte er die Teilnehmenden wach: „Die teuersten Mitarbeitenden sind die Superhelden, denn sie laufen irgendwann gegen die Wand“, so Letzner. Der Effizienzgedanke lässt sich ihm zufolge nicht mit der Gesundheit vereinbaren.

Wo es nur um das Funktionieren geht, sei keine Zeit für gesundes Essen und guten Schlaf. Als Mittel für ein gesünderes Leben präsentierte er die „4 G“: Geduld, Genuss, Genügsamkeit, Gelassenheit: Weg von Selbstoptimierung und Challenges, Schluss mit Multitasking, stattdessen Wertschätzung für sich selbst und die eigenen Prioritäten.


Der Opener: Frédéric Letzner gibt Vollgas.

Bastienne Neumann: Die Psyche isst mit

Ernährungswissenschaftlerin Bastienne Neumann folgte ihrem Vorredner auf dem Fuß. Bastienne Neumann hat selbst erlebt, wie Essen zu etwas werden kann, dass das Dasein bestimmt.

Als ehemalige Judoka hat sie es selbst erlebt: Um in ihrem Sport erfolgreich zu sein, musste sie gezielt zu- und abnehmen, Wettkampfphasen waren von Verzicht geprägt. Als verletzungsbedingt Schluss mit dem Sport war, gab es für sie kein Halten mehr. Sie kompensierte durch Essen und nahm insgesamt 25 Kilo zu. Um zu verstehen, was dahintersteckt, studierte sie Ernährungwissenschaften.

Der Gamechanger, wie sie es selbst bezeichnet, war aber die Ernährungspsychologie, also die Frage, warum wir essen, was wir essen. In ihren Vortrag beim Health Day regte sie die Teilnehmenden an, genau hinzuschauen: Warum greifen wir in stressigen Situationen zum Schokoriegel?

Warum gehen wir Punkt mittags in die Kantine, auch wenn wir keinen Hunger haben? Die Antwort: Essen ist mehr als Nahrung, es ist zum Beispiel Trostspender, Belohnung, verschafft uns eine Auszeit und dient dem Austausch mit anderen. Unvermeidlich im stressigen Alltag? Nein. In ihrem Vortrag stellte sie einen Koffer mit Ressourcen vor, die an die Stelle des Essens treten können. 

"Wenn Hunger nicht das Problem ist, dann ist Essen nicht die Lösung.“ (Bastienne Neumann)

 


Bastienne Neumann im Gespräch mit Moderatorin Jessica Mina-Knopp.

"Revierdoc" Matthias Manke: Wenn der Orthopäde Rücken hat

In seinem Vortrag stellte Revierdoc Dr. Matthias Manke auf dem Pott dar, wie wichtig Bewegung für den Körper ist. „Bewegen heißt Leben“ - das ist das Credo von „Revierdoc“ Matthias Manke. „Uns fehlt im Alltag der Bewegungsausgleich“, so Manke. Wo man nicht mehr das Haus verlassen muss, um einkaufen zu gehen oder Menschen kennenzulernen, kommt die Bewegung zu kurz.

Ganz praktisch widmete er sich den wichtigsten Problemzonen vieler Menschen, zum Beispiel dem Nacken, der oft überdehnt und verkrampft sei. Oder dem Beckenboden, um den sich entgegen landläufiger Meinung nicht nur Frauen nach einer Geburt kümmern müssten. „Beckenbodentraining ist die Lösung für eine stabile Körpermitte“, so Manke. Seinen unterhaltsamen Vortrag reicherte er durch Live-Übungen an, so etwa eine einfache Übung für einen starken Nacken oder eine Beckenbodenübung, die sich problemlos am Arbeitsplatz durchführen lässt.

"Uns fehlt im Alltag der Bewegungsausgleich.“ (Dr. Matthias Manke)


Revierdoc Dr. Mathias Manke ist einer der bekanntesten Orthopäden Deutschlands.

Trends im digitalen BGM - mit Pia Grocholl und Michèle Penz

Anschließend folgte eine echte Premiere. Pia Grocholl und Michèle Penz, die die neue Säule „Health“ des pme Familienservice in Doppelspitze leiten, stellten im Talk mit Moderatorin Jessica Mina-Knopp das neue BGM-Angebot des pme Familienservice vor und erläuterten, wo die Reise im digitalen BGM hingeht.

Gesundheit im Unternehmen sei ein riesiger Trend, so die Gesundheitsexpertinnen. Bei steigender Arbeitsbelastung und dem Fachkräftemangel biete ein BGM vielerlei Ansatzpunkte. Im Talk präsentierten sie die Kombination aus Verhältnisprävention und Verhaltensprävention, die den pme Health-Angeboten zugrundeliegt. Sich die Rahmenbedingungen und Strukturen anzuschauen ist ebenso wichtig wie die Frage, was der einzelne Mensch tun kann, um gesund zu bleiben bzw. zu werden.

Der Königsweg dabei sei der Blended-Ansatz: Via E-Learnings, Podcasts oder Artikel können sich Beschäftigte flexibel Inhalte aneignen, kombinierte Live-Interventionen wie Coachings sorgen für die nötige Verbindlichkeit. Ein interessanter Einblick, der mit dem Anspruch endete: Gesundheit soll Spaß machen!


Michèle Penz (links) und Pia Grocholl (Mitte) reden mit Moderatorin Jessica Mina-Knopp über Trends im digitalen BGM.

Trend-Talk: Gender im Gesundheitsmanagement

Drei Talkgäste, ein Ziel: Der nachfolgende Trend-Talk zum Thema Diversität im Betrieblichen Gesundheitsmanagement sollte ein Bewusstsein für Zielgruppen schaffen, die bisher noch unter dem Radar sind. Fee Reinoso, Gründerin von Vision Period , möchte Unternehmen dafür sensibilisieren, wie viel Potenzial und welche Ressource im weiblichen Zyklus steckt - ein  "Asset für die Wirtschaft", so Reinoso. Bisher würden die Bedürfnisse menstruierender Frauen komplett ignoriert. Sie wünscht sich von Unternehmen eine „mentrual Awareness“, also Akzeptanz und eine Infrastruktur, die auf die Bedürfnisse der Frauen eingeht.

Auch die Wechseljahre seien ein wichtiger „Businesscase“, ist Silke Burmester überzeugt. Die Journalistin und Buchautorin möchte ein neues Bild vom Altern etablieren. Burmester stellte fest, dass Wechseljahre vor allem mit einem Mangel in Verbindung gebracht werden. Dabei biete die Zeit oft ein unterschätztes Potenzial. „Da ist viel Power“, so Burmester. Oft hätten Frauen in dieser Phase mehr Zeit, weil die Kinder größer werden, sie wollen ihre Karriere fortsetzen und haben Lust, zu arbeiten. Mit ihrem Online Magazin “Palais Fluxx” bietet sie ein Informationsportal für Frauen ab 47 Jahren, die sich in Rausch, Revolte und Wechseljahren befinden.

Die Männer hatte schließlich Volker Baisch im Blick. Er ist Experte für das Thema Vereinbarkeit aus Vätersicht und findet, dass das Thema Männergesundheit auf den Radar von Unternehmen gehört. „Männer reden weniger über ihre Gesundheit oder psychische Belastungen als Frauen“, so Volker Baisch. Sie bräuchten zum einen andere Angebote, zum anderen müsse auch die Form und die Ansprache so verändert werden, dass Männer sich angesprochen fühlen.


Silke Burmester (links), Volker Baisch (Mitte) und Fee Reinoso (rechts) diskutieren angeregt über Diversität im BGM.

Gaby Köster: Mein Leben nach dem Schlaganfall

Manchmal liegen Freud und Leid nah beieinander. Wie im Fall von Gaby Köster. Im Interview mit Jessica Mina-Knopp erzählte die bekannteste Frau in der deutschen Comedy-Landschaft, wie sie einen schweren Schlaganfall auf dem Höhepunkt ihrer Karriere erlitt – mit 46 Jahren. Sie musste alles wieder lernen: Gehen, Sprechen, Autofahren, Weinen.

Noch heute, nach fast 15 Jahren, beeinträchtigen sie die Folgen des „Schlags“, wie sie ihn selbst nennt. Beim Health Day am 8. November 2022 sprach Gaby Köster darüber, wie sie durch den Schlaganfall ausgeknockt wurde – und wie sie sich Stück für Stück wieder zurück ins Leben und auf die Bühne gearbeitet hat. Was ihr dabei geholfen hat, ist ihr Humor: "Ich sehe auch im größten Chaos noch den Witz", sagt sie.

Auch wenn ihr heutiges Leben anders ist als das vor dem Schlaganfall, hat sie sich viele Freiheiten zurückerobert, zum Beispiel wieder alleine zu reisen. Ein inspirierender Beitrag von einer der humorvollsten Frauen Deutschlands, der nicht nur für spannende 30 Minuten sorgte, sondern auch für viele heitere Momente.


Comedy-Ikone Gaby Köster brachte gute Stimmung mit.

Diana Doko: Depressionen - Reden rettet Leben

Psychische Erkrankungen sind aufgrund der hohen Fehlzeiten in Unternehmen ein Thema, das bei einem Health Day selbstverständlich Beachtung finden muss. Diana Doko, Gründerin des „Freunde fürs Leben e.V.“ und Benthe Untiedt, Geschäftsführerin von Shit Show – Agentur für psychische Gesundheit klären über Depressionen auf.

Diana Dokos Motto lautet "Über Depressionen sprechen, rettet Leben!" Der Trägerin des Bundestverdienstkreuzes fehlen in Deutschland Aufklärungskampagnen zu Depressionen. Sie fordert daher, psychische Erkrankungen auf die gesundheitspolitische Agenda zu bringen und zu vermitteln, dass wir als Gesellschaft endlich offener über Depressionen und Suizid sprechen müssen – das kann Leben retten. Ziel ist, dass Signale besser erkannt und verstanden und Suizide verhindert werden. 

"Je mehr wir über das Thema Depression wissen und je mehr wir über Suizid wissen, desto besser können wir uns gegenseitig helfen." (Diana Doko)

 


Über Depressionen reden, rettet Leben", ist Diana Dokos Leitspruch.

Benthe Untiedt: Mentale Gesundheit zum Anfassen

Benthe Untiedt zeigte, wie es sich anfühlt, wenn Depressionen jemanden „niederdrücken“. Und warum der vermeintlich gut gemeinte Ratschlag „Kopf hoch“ alles nur noch schlimmer macht. 

Die Diplom-Psychologin brachte zum Health Day ihre „Moodsuits“ mit, die psychische Belastungen erfahrbar machen. Da gibt es den „Beuger“, eine Art Rucksack, mit dem der Kopf nach unten gedrückt wird, so dass sich die Trägerin klein und bedrückt fühlt. Oder die „Glocke“, die aussieht, wie ein Taucherhelm und den Kontakt mit anderen erschwert. Und schließlich den „Würger“, der das Gefühl erzeugt, einen Kloß im Hals zu haben. Unsere Moodsuits sind „Symptome zum Anziehen“, so Bethe Untiedt. Sie helfen dabei, eine Brücke zu Menschen zu schlagen, die solche Gefühle erleben und machen dieses schwierige Thema erzählbar.


Benthe Untiedt zeigt ihre Mood Suits an unserer Kollegin Susanna.

Carola Kleinschmidt: Surf your Energy: Mit deinem Biorhythmus im Einklang

Mit viel Power ging es weiter mit Bestseller-Autorin Carola Kleinschmidt. In ihrem Vortrag „Surf your Energy: Mit deinem Biorhythmus im Einklang“ erzählte sie, wie man erfolgreich die eigene Energiewelle surft. Denn wenn wir in unserem Biorhythmus schwingen, sind wir zufriedener, arbeiten besser und sind kreativer.

Energie schwingt in einer Welle durch den Tag, so Carola Kleinschmidt, es gibt Energiehochs und Energietiefs. Im Energiehoch fällt uns alles leichter, Sport, Verhandlungen, Konflikte in der Familie. Doch auch das Energietief hat seine Berechtigung, so Carola Kleinschmidt: Es sei perfekt, um Dinge zu verarbeiten, die wir im Energiehoch gelernt haben. „Ohne Energietief kein Lernen“, so ihr Fazit.

Auch auf die Unterschiede zwischen Morgenmenschen und Abendmenschen ging sie ein und regte dazu an, kleine Stellschrauben zu verändern, um dem eigenen Biorhythmus gerecht zu werden. Schon eine halbe Stunde länger schlafen könne einen riesigen Unterschied machen, so Kleinschmidt.

"Ohne Energietief kein Lernen." (Carola Kleinschmidt)


Carola Kleinschmidt erklärt wie der Biorhythmus funktioniert.

Michael "Curse" Kurth: Easy, Anti-Eso und für alle: So entspannst du richtig!

Den krönenden Abschluss bildete der Vortrag „Easy, Anti-Eso und für alle: So entspannst du richtig!“ von Michael „Curse“ Kurth. Der Rapper und systemische Coach nahm das Publikum mit in sein eigenes Leben, das geprägt war von frühem Willen zum Erfolg  - und einem jähen Umbruch, als er merkte, dass Erfolg nicht die Garantie für Glück ist. Er stelle ein 3-Phasen Rezept vor, um ohne Esoterik ganz einfach zu entspannen. Was dazugehört? Tief durchatmen, das Problem und sich selbst zu hinterfragen und schließlich, „das Geheimnis der Wasserflasche“ zu ergründen.


Vom Rapper zum Systemischen Coach - Michael Kurth zeigt wie Entspannung richtig geht.

Bewegte Pausen mit Yogalehrer Fjodor Kendzierski und Entspannungseinheiten mit der App Mindance rundeten das abwechslungsreiche und hochaktuelle Programm ab.

Gisela Erler und Alexa Ahmad: Das waren 30 Jahre pme

Am Ende holte Moderatorin Jessice Mina-Knopp noch einmal die pme CEO Alexa Ahmad und Überraschungsgast Gisela Erler, die Gründerin des pme Familienservice, auf die Bühne. Alexa Ahmad betonte, wie wichtig das Thema Gesundheit für alle ist: „Was uns alle eint: Health ist von der Wiege bis zur Bahre wichtig“ und bedankte sich bei allen Referent:innen, die viel Mut gemacht und zahlreiche Tipps gegeben haben.

pme-Gründerin und Staatsrätin a.D. Gisela Erler ließ den Wandel des Unternehmens in den vergangenen 30 Jahren Revue passieren und schlussfolgerte: „Für mich ist Gesundheit nicht nur Achtsamkeit und Kein-Stress, es kommen unglaubliche Krisen und plötzlich machen die Firmen unglaubliche Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten hatte.“


Gisela Erler (links) und Alexa Ahmad (rechts) haben sichtlich Spaß.
 

Health Day 2022: Vielen Dank an unsere Partner

pme health: Effektives BGM im Blended Learning Format 

Organisationsberatung, GBU Psyche, BEM: Unsere Angebote zum betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) zeichnen sich durch Ganzheitlichkeit und Individualität aus. Von der Strategieentwicklung über die Bedarfsanalyse und Maßnahmenplanung bis hin zur Evaluation etablieren, ergänzen und optimieren wir das BGM-Portfolio von Unternehmen, um ihre Belegschaft gesund, leistungsstark und motiviert zu halten. 

Die persönliche Betreuung von Mitarbeitenden nach einem neuen ganzheitlichen Mind-Body & Soul-Ansatz ist eines unserer Schlüsselfaktoren und geht Hand in Hand mit unserem Blended Learning Konzept. Wir kombinieren digitale und Live-Formate zur Bewegungsförderung, Ernährung, Stressprävention und Achtsamkeit und stellen unser Wissen orts- und zeitunabhängig zur Verfügung.