Kleinkinder in der Kindertagespflege
Pädagogik

Tagesmutter werden: Ausbildung & Voraussetzungen

Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kinderbetreuung. Immer mehr Eltern entscheiden sich für diese individuelle Form der Kinderbetreuung, viele Menschen bauen sich damit eine berufliche Existenz auf. Lesen Sie, welche Vorteile Kindertagespflege bietet und welche Voraussetzungen Sie brauchen, um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden.

Immer mehr Kinder werden im Rahmen der Kindertagespflege betreut. Meistens handelt es sich hierbei um Kinder im Alter von 1-3 Jahren, aber auch jüngere und ältere Kinder finden ihren Platz in der Kindertagespflege, z.B. in der Nachmittagsbetreuung nach der Schule.

Was ist Kindertagespflege?

Bei der Kindertagespflege betreut eine Tagesmutter oder ein Tagesvater bis zu fünf Kinder im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung. Daneben setzt sich die sogenannte Großtagespflege vermehrt durch. Hier betreuen zwei bis drei Betreuungspersonen 10 bis 15 Kinder, meist in angemieteten Räumen. Tagespflegepersonen sind überwiegend selbstständig tätig und kommen selbst für ihre Sozialabgaben und Steuern auf. Betreuungsgeld erhalten sie vom Jugendamt oder von den Eltern der betreuten Kinder.

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Welche Bereiche gibt es in der Kindertagespflege?

Die 4 großen Bereiche sind:

  • Kindertagespflege im eigenen Haushalt (i.d.R. selbstständig).
  • Kindertagespflege im Haushalt der Eltern (i.d.R. angestellt).
  • Kindertagespflege in angemieteten Räumen (angestellt oder selbstständig).
  • Großtagespflege (Zusammenschluss mehrerer Kindertagespflegepersonen, angestellt oder selbstständig).

Wie alt sind die Kinder in der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege wird überwiegend für Kinder von null bis drei Jahren genutzt. Möglich ist aber auch die Betreuung älterer Kinder, zum Beispiel im Vorschulalter oder von Schulkindern am Nachmittag.

Warum wird die Kindertagespflege immer beliebter?

Dass die Kindertagespflege besonders für kleine Kinder so beliebt ist, liegt unter anderem an den kleinen Gruppen. „Alles ist überschaubar, und die Tagespflegeperson kann individuell auf jedes Kind eingehen“, sagt Lena Kolits, Produktverantwortliche für Kindertagespflege beim pme Familienservice. 

Ein geregelter Tagesablauf mit Zeit zum Spielen, Ruhezeiten und gemeinsamen Mahlzeiten dient den Kindern als Orientierungshilfe und gibt ihnen Sicherheit. „Natürlich kommt auch die Bewegung an der frischen Luft nie zu kurz. Und es gibt viele pädagogische Angebote wie musikalische Früherziehung, Naturpädagogik, Forschen und Experimentieren und Bewegungserziehung“, zählt Lena Kolits auf.

Für immer mehr Betreuungspersonen ist die Kindertagespflege der ideale Einsatzbereich. „Zunehmend entscheiden sich auch pädagogische Fachkräfte wie Erzieherinnen oder Erzieher für die Tagespflege“, sagt Lena Kolits. „Vor allem die Großtagespflege, bei der man im Team arbeiten kann, liegt hoch im Kurs“. 

 

Was sind die Vorteile der Kindertagespflege?

  • Viele Eltern erleben die Kindertagespflege als die flexiblere Betreuungsform - da die Tagespflegepersonen i.d.R. (mehr als 90%) selbstständig tätig sind und häufig flexible Betreuungszeiten anbieten.
  • Kindertagespflege wird als sehr familiär empfunden.
  • Eine Tagespflegeperson betreut maximal 5 Kinder gleichzeitig, die Bezugsgruppe ist kleiner als in den meisten Kitas.
  • Es soll doch etwas "größer" sein? Dann könnte die Großtagespflege die richtige Wahl sein. Hier schließen sich zwei Tagespflegepersonen in angemieteten Räumen zusammen und betreuen gemeinsam bis zu 9 Kinder (mit fester Bezugsperson).
  • Durch die Gleichstellung der Kindertagespflege mit der Betreuung in Kitas greift auch hier die staatliche Verantwortung und es gibt bereits viele gut funktionierende Vertretungssysteme im Krankheits- oder Urlaubsfall.

Grundsätzlich haben Familien ein gesetzlich verankertes Wunsch- und Wahlrecht zwischen Kita und Betreuung in der Kindertagespflege.

Wer kann Kindertagespflegeperson werden?

Grundsätzlich kann jede:r Kindertagespflegeperson werden. Dennoch gilt es einige (auch persönliche) Voraussetzungen zu erfüllen bzw. bedenken:

  • Sie sollten gerne mit Kindern zusammen sein und sich gut auf ihre Lebenswelt einstellen können.
  • Sie sollten über mehrere Jahre zu festgelegten Zeiten eines oder mehrere Kinder betreuen können.
  • Sie sollten den Kindern einen geregelten Tagesablauf bieten können und bereit sein, dafür ggf. Einschränkungen in Ihrem persönlichen Leben auf sich zu nehmen.
  • Sie sollten um die einzelnen Entwicklungsschritte von Kindern wissen (körperliche und persönliche, wie zum Beispiel die Trotzphase) und diese mit einem fremden Kind durchleben können.
  • Bei Betreuung in den eigenen Räumen: Ihre Wohnung sollte kindgerecht eingerichtet sein..
  • Für das Tageskind sollte ausreichend Platz vorhanden sein (Spielecke, Schlaf- und Rückzugsmöglichkeit, Platz zum Essen) und es sollte in der Nähe eine Möglichkeit geben, draußen zu spielen.
  • Sie sollten mit Ihrer Lebenssituation zufrieden sein und Ihr Leben aktiv und positiv gestalten.


 

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?
Das örtliche Jugendamt - oder eine vom Jugendamt beauftragte Beratungsstelle - sollte eine Ihrer ersten Anlaufstellen sein, wenn Sie in der Tagespflege tätig werden möchten. Was das Jugendamt jeweils für Sie tun kann bzw. von Ihnen verlangt, ist sehr unterschiedlich und abhängig von den Richtlinien der einzelnen Bundesländer und Kommunen.

In der Regel sind die Jugendämter für die Vergabe der Pflegeerlaubnis zuständig, führen Qualifizierungsmaßnahmen durch, vermitteln Tagespflegepersonen in Familien bzw. und sind oft auch Vermittlungsstelle zwischen Familien und Tagespflegepersonen.

Um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden, brauchen Sie eine pädagogische Qualifikation. Diese können Sie durch einen Kurs zur Kindertagespflege erwerben, der von Jugendämtern oder anderen Trägern angeboten wird. In diesem Kurs lernen Sie alles über die Entwicklung und Betreuung von Kindern. Zusätzlich benötigen Sie ein erweitertes Führungszeugnis und einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder. Wichtig ist auch, dass Ihre Wohnung kindgerecht und sicher ist, was vom Jugendamt überprüft wird. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie beim Jugendamt eine Pflegeerlaubnis beantragen. Sobald Sie diese in Händen halten, kann Ihre Tagespflegestelle an den Start gehen.

Wichtige Fragen für Ihren Termin beim Jugendamt

  • Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um eine Pflegeerlaubnis zu bekommen?
  • Wie viele Tageskinder darf ich mit einer solchen Pflegeerlaubnis aufnehmen?
  • Welche Qualifizierung muss ich nachweisen, gibt es dafür einen vorgegebenen Stundenumfang?
  •  Welche Qualifizierungen werden angeboten und vom Jugendamt anerkannt?
  • Wie hoch ist der Stundensatz bzw. die monatliche Pauschale für die Betreuung?
  • Welche Versicherungen muss ich für mich abschließen (Aufsichtspflichtverletzung-, Unfall-, Haftpflicht-, Krankenversicherung, Rentenversicherung)? Für welche dieser Versicherungen bekomme ich die Kosten ganz oder teilweise erstattet?
  • Muss ich für die Tageskinder Versicherungen abschließen? Wer bezahlt diese Versicherungen?
  • Kann ich ein Tageskind auch ohne Vermittlung durch das Jugendamt aufnehmen? Bekomme ich dafür Beiträge zu Unfall-, Renten- und Krankenversicherung ganz oder teilweise erstattet?
  • In welcher Form muss ich die Entwicklung der Tageskinder dokumentieren, und wer darf diese Dokumentationen einsehen?
  • Was bedeutet der Schutzauftrag § 8a SGB VIII für meine Arbeit?
  • Werde ich vom Jugendamt während meiner Tätigkeit begleitet, findet eine regelmäßige Kommunikation statt?
  • Wer vertritt mich bei Urlaub, Krankheit oder sonstigen Notfallsituationen?

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Finanzielle Aspekte und Fördermöglichkeiten

Wenn Sie eine Pflegeerlaubnis als Tagespflegeperson haben, werden Sie in der Regel
von der Stadt bzw. Kommune gefördert. Das bedeutet, dass Sie pro betreutem Kind einen Stundensatz erhalten. 

Zusätzlich gibt es lokal unterschiedliche Fördersätze für Räumlichkeiten, Vor- und Nachbereitungszeit sowie für die Absicherung durch die hälftige Erstattung der Kranken- und Rentenversicherung. Weiterhin erhalten Tagespflegepersonen oft Zuschüsse für Unfall- und Haftpflichtversicherungen.  

 Tipp

Die genauen Fördersätze und Bedingungen können je nach Kommune variieren. Wir empfehlen Ihnen, sich bei den zuständigen Jugendämtern oder Trägern der Jugendhilfe zu informieren.

 

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Was ist für die Tätigkeit als Tagespflegeperson wichtig?

Sichere Umgebung, bedürfnisorientierte Angebote
Zunächst ist es wichtig, dass Sie eine liebevolle und sichere Umgebung schaffen, in der sich die Kinder wohlfühlen und entfalten können. Eine strukturierte Tagesplanung mit ausgewogenen Ruhe- und Aktivitätsphasen hilft den Kindern, sich zu orientieren und fördert ihre Entwicklung. Seien Sie kreativ bei den Spiel- und Lernangeboten und gehen Sie auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes ein. 

Individuelle Zuwendung für jedes Kind
Bei den Kindern zählt Einfühlungsvermögen. Jedes Kind ist einzigartig und benötigt individuelle Zuwendung. Geduld und Konsequenz in der Betreuung sind ebenso wichtig, um den Kindern Grenzen zu zeigen und ihnen gleichzeitig genügend Freiraum für ihre Entwicklung zu bieten.

Kommunikation mit den Eltern
Ebenfalls wichtig ist eine gute Kommunikation mit den Eltern. 3 Tipps, um eine partnerschaftliche Beziehung zu den Eltern zu fördern:

  • Seien Sie offen für kurze Gespräche beim Bringen und Abholen (Tür- und Angelgespräche)
  • Informieren Sie die Eltern regelmäßig über den Tag des Kindes und seine Entwicklungsschritte
  • Hören Sie den Eltern zu und nehmen Sie Ihre Sorgen und Wünsche ernst
     

Wie viele Kinder darf eine Kindertagespflegeperson betreuen?

Eine Tagesmutter oder ein Tagesvater darf maximal fünf Kinder betreuen. In einigen Bundesländern können Sie aber auch mit anderen Tagesmüttern und Tagesvätern in einer sogenannten Großtagespflegestelle gemeinsam entsprechend mehr Kinder betreuen.
 

Welche Aktivitäten sind mit Kindern bis 3 Jahren möglich?

Mit Tageskindern zwischen 0 und 3 Jahren sind vielfältige und spannende Aktivitäten möglich:
Sinneserfahrungen: Tasten, fühlen, riechen und schmecken – ob mit Sand, Wasser oder verschiedenen Texturen, Sinneserfahrungen fördern die Entwicklung.
Musik und Tanz: Singen, tanzen und Musikinstrumente ausprobieren macht Spaß und unterstützt die motorische sowie sprachliche Entwicklung.
Kreatives Gestalten: Malen mit Fingerfarben, kneten oder basteln – kreative Aktivitäten fördern die Feinmotorik und Fantasie.
Bewegungsspiele: Krabbeln, laufen, klettern und hüpfen – Bewegung ist wichtig für die körperliche Entwicklung und macht den Kleinen großen Spaß.
Vorlesen und Geschichten erzählen: Bilderbücher anschauen und Geschichten hören fördert die Sprachentwicklung und Konzentration.

Beispiel für einen Tagesablauf mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren 

Ein abwechslungsreicher Tagesablauf für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren könnte so aussehen:

  • Ankommen und Begrüßung
  • Morgenkreis
  • gemeinsames Frühstück
  • Freispielzeit/ kreative Aktivitäten/ Bewegungsspiele
  • Mittagessen
  • Mittagsruhe
  • Sinneserfahrungen/ Musik/ Naturerkundung
  • Snack-Zeit
  • Abholzeit

Dieser beispielhafte Tagesablauf bietet den Kleinen eine gute Mischung aus Struktur und Freiraum, um sich wohlzufühlen und sich altersgerecht zu entwickeln.

Wie fördert der pme Familienservice die Qualität der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kindertagesbetreuung. Wir beim pme Familienservice setzen uns seit vielen Jahren dafür ein, die Tätigkeit in der Kindertagespflege zu einem anerkannten Beruf zu machen und für Tagespflegepersonen gleiche Bedingungen wie für pädagogische Fachkräfte in Kitas zu schaffen.

Dazu gehört eine leistungsgerechte Bezahlung ebenso wie Vertretungsregelungen im Urlaub und bei Krankheit. Ein weiteres Ziel ist die staatliche Anerkennung des Berufs der Kindertagespflegeperson.  

Welchen Service bietet der pme Familienservice für Tagespflegepersonen?

Wir bieten unseren Betreuungspersonen das ganze Jahr über Fortbildungen zu allen wichtigen Themen und unterstützen sie mit vielfältigen Informationen und persönlicher Beratung.

Sie sind Tagesmutter bzw. Tagesvater und möchten in unseren Vermittlungspool aufgenommen werden? Registrieren Sie sich jetzt kostenlos und unverbindlich unter www.betreuungs.services

Für eine persönliche Beratung durch die Fachberater:innen des pme Familienservice können Sie außerdem unser Kontaktformular nutzen. 

 

null Corona und Pubertät - eine Generation im Lockdown

Schulkinder begrüßen sich mit Maske und Elbogen.

Lockdown und Pubertät - wie Eltern unterstützen können

Jugendliche halten sich größtenteils an die Corona-Maßnahmen

Jugendliche sind besser als ihr Ruf. Die SINUS Jugendstudie 2020 hat gezeigt, dass sich die Jugendlichen größtenteils an die Corona-Maßnahmen halten und verantwortungsvoll handeln. Sie sind in den allermeisten Fällen bereit, zurückzustecken, wenn es um ihren Lebensstil, Treffen mit Freunden und andere Dinge geht, die einmal selbstverständlich waren. Sie tun das meist aus einem Verantwortungsbewusstsein für ihre Mitmenschen heraus, sei es die eigene Familie, ältere Menschen aus ihrem Umfeld oder die Gesellschaft als Ganzes.

 

Corona und Pubertät sind eine toxische Kombination

In Zeiten von Corona ist das Leben eines Heranwachsenden besonders schwierig, denn Corona und Pubertät sind eine toxische Kombination! Es geht in dieser Entwicklungsphase darum, Autonomie zu gewinnen, sich von den Eltern abzugrenzen und eigene Regeln zu entwickeln. Doch Corona macht den Jugendlichen einen Strich durch die Rechnung: Statt ihre eigenen Wege zu finden, müssen sie wegen der Ausgangsbeschränkungen ständig mit den Eltern zusammen sein – obwohl sie sich eigentlich nur für ihre Freunde interessieren.

Auch pme- Elternberaterin Kyra Wetzel betont, dass der Mangel an sozialen Kontakten besonders schwierig für Jugendliche ist. Die Peergroup stellt für Jugendliche, zusammen mit der Familie, die wichtigste Säule in ihrem Leben dar. Sie vermissen ihre Freiheit und die Leichtigkeit des Lebens. Jeder Tag gleicht dem anderen, es gibt wenig Abwechslung. Das fördert das Gefühl von Einsamkeit, und die Unbefangenheit geht verloren. Hinzu kommt, dass man in diesem Alter Kontrolle und Einschränkungen als besonders lästig empfindet. Doch gerade jetzt müssen Eltern die Corona-bedingten Restriktionen gegenüber ihren Kindern vertreten.

Konflikte in der Familie nehmen in der Corona-Krise zu Kyra Wetzel berichtet, dass die Konflikte in den Familien während der Corona-Zeit zugenommen haben. Die Familien verbringen viel mehr Zeit miteinander. Hinzu kommen Überforderung und Stress durch Homeschooling und Homeoffice. Die fehlende Abwechslung im Alltag verschärft die Situation. Die Familie wird komplett auf sich zurückgeworfen. Konflikte, denen man vorher eventuell noch aus dem Weg gehen konnte, eskalieren nun viel leichter, und neue kommen dazu. Das kostet Kraft, denn alle Familienmitglieder sind auf ihre Weise stark belastet und frustriert, und die Nerven liegen verständlicherweise oft blank.

 

Ängste, Depressionen und Essstörungen als Folgen von Corona

Auch der Mangel an Struktur, den gerade die Schule gegeben hat, hat Auswirkungen. Entwicklungsneuropsychologin Anja Karlmeier von den Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel betont, dass die Hirnentwicklung von Kindern und Jugendlichen untrennbar mit ihrer sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung verbunden ist, also damit, welche Möglichkeiten sie haben, sich in Familie, Schule und Freizeit zu entfalten. Die Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen haben also direkte Folgen.

Die COPSY (Corona und Psyche) Studie des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf belegt, dass sich mehr als 70 % der befragten Kinder und Jugendlichen durch die Corona-Krise seelisch belastet fühlen. Dies zeigt sich u. a. in Angst, Stress und Depressionen. Psychosomatische Klinken bekommen zurzeit vermehrt Zulauf von Heranwachsenden, die mit Essstörungen, Angst- und Zwangsstörungen zu kämpfen haben. Es gibt Jugendliche, die sich immer weiter zurückziehen und kaum noch das Haus verlassen oder mit Zwangsstörungen wie übermäßigem Händewaschen reagieren. Dies ist, so paradox es klingt, ein Versuch, die Kontrolle wiederzugewinnen.

 

Medienkonsum von Jugendlichen im Lockdown

Jugendliche leiden also immens in diesen Zeiten. Aber wie geht man als Eltern in dieser Situation damit um, wenn das Konfliktpotenzial sowieso schon hoch ist? Wie gestaltet man das Familienleben? Und sollte man Regeln zum Medienkonsum etc. aufrechterhalten oder die Leine lockerlassen?

Kyra Wetzel rät, gemeinsam mit der Familie zu entscheiden, wann es eine medienfreie Zeit gibt. Ein reines Verbot oder strenge Regeln werden in den meisten Fällen zu mehr Konflikten führen. Medienkonsum ist auch nicht gleich Medienkonsum. Man muss unterscheiden zwischen Freizeit-, Lern und auch Informationskonsum. Jugendliche haben ein Recht auf Teilhabe am kulturellen Leben und ein Recht auf Zugang zu den Medien. Deshalb sollten Eltern gut abwägen, wie viel Zeit ihre Kinder in deren alternativen medialen Umfeld verbringen dürfen.
Als Eltern sollten Sie auch Alternativen anbieten. Dies kann ein gemeinsamer Spaziergang sein, ein Spieleabend oder das gemeinsame Kochen. Und: Seien Sie als Eltern Vorbild, und achten Sie darauf, wie Sie selbst die digitalen Medien nutzen. Gemeinsam getroffene, klare Absprachen stärken die Beziehung und das Vertrauen zwischen Eltern und Jugendlichen und bauen Konflikten vor.

Die Corona-Pandemie mit allen daraus resultierenden Maßnahmen betrifft uns alle. Es ist aber notwendig, einen besonderen Blick auf die nachwachsende Generation zu werfen, die gerade jetzt die Weichen für ein gelingendes Erwachsenenleben stellen sollte. Diese wertvolle Zeit ist durch die Corona-Krise geprägt von Isolation, Einsamkeit und Beschränkungen. Die Jugendlichen von heute sind das Rückgrat unserer Gesellschaft und die Entscheider von morgen. Deshalb sollten sie die bestmöglichen Voraussetzungen haben, um sich gut zu entwickeln.

 

Kyra Wetzel ist Elternberaterin beim pme Familienservice in der Niederlassung Stuttgart und trägt zudem die Produktverantwortung für den Bereich Concierge, Relocation & Outplacement

 

 

 

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pme assistance – Unsere Elternberatung

Von der Schwangerschaft und Geburt bis zum Erwachsenwerden des Kindes – jede Phase hat ihre schönen Seiten und Herausforderungen. Unser Team aus Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Elternberaterinnen unterstützt Eltern in jeder Phase und entlastet den beruflichen und privaten Alltag.

Mehr erfahren: www.familienservice.de/web/pme-assistance/elternberatung

 

Quellen:

https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/coronavirus/sinus-studie-corona-248390


https://www.zeit.de/gesellschaft/familie/2020-07/kinder-corona-krise-psychische-folgen-entwicklungspsychologie


https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html