Kleinkinder in der Kindertagespflege
Pädagogik

Tagesmutter werden: Ausbildung & Voraussetzungen

Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kinderbetreuung. Immer mehr Eltern entscheiden sich für diese individuelle Form der Kinderbetreuung, viele Menschen bauen sich damit eine berufliche Existenz auf. Lesen Sie, welche Vorteile Kindertagespflege bietet und welche Voraussetzungen Sie brauchen, um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden.

Immer mehr Kinder werden im Rahmen der Kindertagespflege betreut. Meistens handelt es sich hierbei um Kinder im Alter von 1-3 Jahren, aber auch jüngere und ältere Kinder finden ihren Platz in der Kindertagespflege, z.B. in der Nachmittagsbetreuung nach der Schule.

Was ist Kindertagespflege?

Bei der Kindertagespflege betreut eine Tagesmutter oder ein Tagesvater bis zu fünf Kinder im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung. Daneben setzt sich die sogenannte Großtagespflege vermehrt durch. Hier betreuen zwei bis drei Betreuungspersonen 10 bis 15 Kinder, meist in angemieteten Räumen. Tagespflegepersonen sind überwiegend selbstständig tätig und kommen selbst für ihre Sozialabgaben und Steuern auf. Betreuungsgeld erhalten sie vom Jugendamt oder von den Eltern der betreuten Kinder.

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Welche Bereiche gibt es in der Kindertagespflege?

Die 4 großen Bereiche sind:

  • Kindertagespflege im eigenen Haushalt (i.d.R. selbstständig).
  • Kindertagespflege im Haushalt der Eltern (i.d.R. angestellt).
  • Kindertagespflege in angemieteten Räumen (angestellt oder selbstständig).
  • Großtagespflege (Zusammenschluss mehrerer Kindertagespflegepersonen, angestellt oder selbstständig).

Wie alt sind die Kinder in der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege wird überwiegend für Kinder von null bis drei Jahren genutzt. Möglich ist aber auch die Betreuung älterer Kinder, zum Beispiel im Vorschulalter oder von Schulkindern am Nachmittag.

Warum wird die Kindertagespflege immer beliebter?

Dass die Kindertagespflege besonders für kleine Kinder so beliebt ist, liegt unter anderem an den kleinen Gruppen. „Alles ist überschaubar, und die Tagespflegeperson kann individuell auf jedes Kind eingehen“, sagt Lena Kolits, Produktverantwortliche für Kindertagespflege beim pme Familienservice. 

Ein geregelter Tagesablauf mit Zeit zum Spielen, Ruhezeiten und gemeinsamen Mahlzeiten dient den Kindern als Orientierungshilfe und gibt ihnen Sicherheit. „Natürlich kommt auch die Bewegung an der frischen Luft nie zu kurz. Und es gibt viele pädagogische Angebote wie musikalische Früherziehung, Naturpädagogik, Forschen und Experimentieren und Bewegungserziehung“, zählt Lena Kolits auf.

Für immer mehr Betreuungspersonen ist die Kindertagespflege der ideale Einsatzbereich. „Zunehmend entscheiden sich auch pädagogische Fachkräfte wie Erzieherinnen oder Erzieher für die Tagespflege“, sagt Lena Kolits. „Vor allem die Großtagespflege, bei der man im Team arbeiten kann, liegt hoch im Kurs“. 

 

Was sind die Vorteile der Kindertagespflege?

  • Viele Eltern erleben die Kindertagespflege als die flexiblere Betreuungsform - da die Tagespflegepersonen i.d.R. (mehr als 90%) selbstständig tätig sind und häufig flexible Betreuungszeiten anbieten.
  • Kindertagespflege wird als sehr familiär empfunden.
  • Eine Tagespflegeperson betreut maximal 5 Kinder gleichzeitig, die Bezugsgruppe ist kleiner als in den meisten Kitas.
  • Es soll doch etwas "größer" sein? Dann könnte die Großtagespflege die richtige Wahl sein. Hier schließen sich zwei Tagespflegepersonen in angemieteten Räumen zusammen und betreuen gemeinsam bis zu 9 Kinder (mit fester Bezugsperson).
  • Durch die Gleichstellung der Kindertagespflege mit der Betreuung in Kitas greift auch hier die staatliche Verantwortung und es gibt bereits viele gut funktionierende Vertretungssysteme im Krankheits- oder Urlaubsfall.

Grundsätzlich haben Familien ein gesetzlich verankertes Wunsch- und Wahlrecht zwischen Kita und Betreuung in der Kindertagespflege.

Wer kann Kindertagespflegeperson werden?

Grundsätzlich kann jede:r Kindertagespflegeperson werden. Dennoch gilt es einige (auch persönliche) Voraussetzungen zu erfüllen bzw. bedenken:

  • Sie sollten gerne mit Kindern zusammen sein und sich gut auf ihre Lebenswelt einstellen können.
  • Sie sollten über mehrere Jahre zu festgelegten Zeiten eines oder mehrere Kinder betreuen können.
  • Sie sollten den Kindern einen geregelten Tagesablauf bieten können und bereit sein, dafür ggf. Einschränkungen in Ihrem persönlichen Leben auf sich zu nehmen.
  • Sie sollten um die einzelnen Entwicklungsschritte von Kindern wissen (körperliche und persönliche, wie zum Beispiel die Trotzphase) und diese mit einem fremden Kind durchleben können.
  • Bei Betreuung in den eigenen Räumen: Ihre Wohnung sollte kindgerecht eingerichtet sein..
  • Für das Tageskind sollte ausreichend Platz vorhanden sein (Spielecke, Schlaf- und Rückzugsmöglichkeit, Platz zum Essen) und es sollte in der Nähe eine Möglichkeit geben, draußen zu spielen.
  • Sie sollten mit Ihrer Lebenssituation zufrieden sein und Ihr Leben aktiv und positiv gestalten.


 

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?

Voraussetzungen und Qualifikationen: Wie werde ich Tagesmutter oder Tagesvater?
Das örtliche Jugendamt - oder eine vom Jugendamt beauftragte Beratungsstelle - sollte eine Ihrer ersten Anlaufstellen sein, wenn Sie in der Tagespflege tätig werden möchten. Was das Jugendamt jeweils für Sie tun kann bzw. von Ihnen verlangt, ist sehr unterschiedlich und abhängig von den Richtlinien der einzelnen Bundesländer und Kommunen.

In der Regel sind die Jugendämter für die Vergabe der Pflegeerlaubnis zuständig, führen Qualifizierungsmaßnahmen durch, vermitteln Tagespflegepersonen in Familien bzw. und sind oft auch Vermittlungsstelle zwischen Familien und Tagespflegepersonen.

Um Tagesmutter oder Tagesvater zu werden, brauchen Sie eine pädagogische Qualifikation. Diese können Sie durch einen Kurs zur Kindertagespflege erwerben, der von Jugendämtern oder anderen Trägern angeboten wird. In diesem Kurs lernen Sie alles über die Entwicklung und Betreuung von Kindern. Zusätzlich benötigen Sie ein erweitertes Führungszeugnis und einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Kinder. Wichtig ist auch, dass Ihre Wohnung kindgerecht und sicher ist, was vom Jugendamt überprüft wird. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, können Sie beim Jugendamt eine Pflegeerlaubnis beantragen. Sobald Sie diese in Händen halten, kann Ihre Tagespflegestelle an den Start gehen.

Wichtige Fragen für Ihren Termin beim Jugendamt

  • Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, um eine Pflegeerlaubnis zu bekommen?
  • Wie viele Tageskinder darf ich mit einer solchen Pflegeerlaubnis aufnehmen?
  • Welche Qualifizierung muss ich nachweisen, gibt es dafür einen vorgegebenen Stundenumfang?
  •  Welche Qualifizierungen werden angeboten und vom Jugendamt anerkannt?
  • Wie hoch ist der Stundensatz bzw. die monatliche Pauschale für die Betreuung?
  • Welche Versicherungen muss ich für mich abschließen (Aufsichtspflichtverletzung-, Unfall-, Haftpflicht-, Krankenversicherung, Rentenversicherung)? Für welche dieser Versicherungen bekomme ich die Kosten ganz oder teilweise erstattet?
  • Muss ich für die Tageskinder Versicherungen abschließen? Wer bezahlt diese Versicherungen?
  • Kann ich ein Tageskind auch ohne Vermittlung durch das Jugendamt aufnehmen? Bekomme ich dafür Beiträge zu Unfall-, Renten- und Krankenversicherung ganz oder teilweise erstattet?
  • In welcher Form muss ich die Entwicklung der Tageskinder dokumentieren, und wer darf diese Dokumentationen einsehen?
  • Was bedeutet der Schutzauftrag § 8a SGB VIII für meine Arbeit?
  • Werde ich vom Jugendamt während meiner Tätigkeit begleitet, findet eine regelmäßige Kommunikation statt?
  • Wer vertritt mich bei Urlaub, Krankheit oder sonstigen Notfallsituationen?

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Finanzielle Aspekte und Fördermöglichkeiten

Wenn Sie eine Pflegeerlaubnis als Tagespflegeperson haben, werden Sie in der Regel
von der Stadt bzw. Kommune gefördert. Das bedeutet, dass Sie pro betreutem Kind einen Stundensatz erhalten. 

Zusätzlich gibt es lokal unterschiedliche Fördersätze für Räumlichkeiten, Vor- und Nachbereitungszeit sowie für die Absicherung durch die hälftige Erstattung der Kranken- und Rentenversicherung. Weiterhin erhalten Tagespflegepersonen oft Zuschüsse für Unfall- und Haftpflichtversicherungen.  

 Tipp

Die genauen Fördersätze und Bedingungen können je nach Kommune variieren. Wir empfehlen Ihnen, sich bei den zuständigen Jugendämtern oder Trägern der Jugendhilfe zu informieren.

 

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Was ist für die Tätigkeit als Tagespflegeperson wichtig?

Sichere Umgebung, bedürfnisorientierte Angebote
Zunächst ist es wichtig, dass Sie eine liebevolle und sichere Umgebung schaffen, in der sich die Kinder wohlfühlen und entfalten können. Eine strukturierte Tagesplanung mit ausgewogenen Ruhe- und Aktivitätsphasen hilft den Kindern, sich zu orientieren und fördert ihre Entwicklung. Seien Sie kreativ bei den Spiel- und Lernangeboten und gehen Sie auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes ein. 

Individuelle Zuwendung für jedes Kind
Bei den Kindern zählt Einfühlungsvermögen. Jedes Kind ist einzigartig und benötigt individuelle Zuwendung. Geduld und Konsequenz in der Betreuung sind ebenso wichtig, um den Kindern Grenzen zu zeigen und ihnen gleichzeitig genügend Freiraum für ihre Entwicklung zu bieten.

Kommunikation mit den Eltern
Ebenfalls wichtig ist eine gute Kommunikation mit den Eltern. 3 Tipps, um eine partnerschaftliche Beziehung zu den Eltern zu fördern:

  • Seien Sie offen für kurze Gespräche beim Bringen und Abholen (Tür- und Angelgespräche)
  • Informieren Sie die Eltern regelmäßig über den Tag des Kindes und seine Entwicklungsschritte
  • Hören Sie den Eltern zu und nehmen Sie Ihre Sorgen und Wünsche ernst
     

Wie viele Kinder darf eine Kindertagespflegeperson betreuen?

Eine Tagesmutter oder ein Tagesvater darf maximal fünf Kinder betreuen. In einigen Bundesländern können Sie aber auch mit anderen Tagesmüttern und Tagesvätern in einer sogenannten Großtagespflegestelle gemeinsam entsprechend mehr Kinder betreuen.
 

Welche Aktivitäten sind mit Kindern bis 3 Jahren möglich?

Mit Tageskindern zwischen 0 und 3 Jahren sind vielfältige und spannende Aktivitäten möglich:
Sinneserfahrungen: Tasten, fühlen, riechen und schmecken – ob mit Sand, Wasser oder verschiedenen Texturen, Sinneserfahrungen fördern die Entwicklung.
Musik und Tanz: Singen, tanzen und Musikinstrumente ausprobieren macht Spaß und unterstützt die motorische sowie sprachliche Entwicklung.
Kreatives Gestalten: Malen mit Fingerfarben, kneten oder basteln – kreative Aktivitäten fördern die Feinmotorik und Fantasie.
Bewegungsspiele: Krabbeln, laufen, klettern und hüpfen – Bewegung ist wichtig für die körperliche Entwicklung und macht den Kleinen großen Spaß.
Vorlesen und Geschichten erzählen: Bilderbücher anschauen und Geschichten hören fördert die Sprachentwicklung und Konzentration.

Beispiel für einen Tagesablauf mit Kindern zwischen 0 und 3 Jahren 

Ein abwechslungsreicher Tagesablauf für Kinder zwischen 0 und 3 Jahren könnte so aussehen:

  • Ankommen und Begrüßung
  • Morgenkreis
  • gemeinsames Frühstück
  • Freispielzeit/ kreative Aktivitäten/ Bewegungsspiele
  • Mittagessen
  • Mittagsruhe
  • Sinneserfahrungen/ Musik/ Naturerkundung
  • Snack-Zeit
  • Abholzeit

Dieser beispielhafte Tagesablauf bietet den Kleinen eine gute Mischung aus Struktur und Freiraum, um sich wohlzufühlen und sich altersgerecht zu entwickeln.

Wie fördert der pme Familienservice die Qualität der Kindertagespflege?

Die Kindertagespflege ist eine wichtige Säule der Kindertagesbetreuung. Wir beim pme Familienservice setzen uns seit vielen Jahren dafür ein, die Tätigkeit in der Kindertagespflege zu einem anerkannten Beruf zu machen und für Tagespflegepersonen gleiche Bedingungen wie für pädagogische Fachkräfte in Kitas zu schaffen.

Dazu gehört eine leistungsgerechte Bezahlung ebenso wie Vertretungsregelungen im Urlaub und bei Krankheit. Ein weiteres Ziel ist die staatliche Anerkennung des Berufs der Kindertagespflegeperson.  

Welchen Service bietet der pme Familienservice für Tagespflegepersonen?

Wir bieten unseren Betreuungspersonen das ganze Jahr über Fortbildungen zu allen wichtigen Themen und unterstützen sie mit vielfältigen Informationen und persönlicher Beratung.

Sie sind Tagesmutter bzw. Tagesvater und möchten in unseren Vermittlungspool aufgenommen werden? Registrieren Sie sich jetzt kostenlos und unverbindlich unter www.betreuungs.services

Für eine persönliche Beratung durch die Fachberater:innen des pme Familienservice können Sie außerdem unser Kontaktformular nutzen. 

 

null Zuckerfreie Ernährung: 6 Tipps für den bewussten Umgang

Frau lächelt in Kamera und isst Avocado
Body & Soul

Zuckerfreie Ernährung: 6 Tipps für den bewussten Umgang

Zucker ist aus unserer heutigen Ernährung kaum wegzudenken. Er versteckt sich in mehr als 80 Prozent aller Lebensmittel – nicht nur in offensichtlichen Süßigkeiten, sondern auch in Produkten wie Wurst oder Brot. Das Wissen um diese versteckten Zucker ist der erste Schritt, um bewusster zu handeln und den eigenen Konsum nachhaltig zu reduzieren.

Zucker – süße Verführung mit bitteren Folgen

Ein hoher Zuckerkonsum ist mit zahlreichen Krankheitsrisiken verbunden. Er lässt beispielsweise den Blutzuckerspiegel rapide ansteigen, was eine starke Insulinausschüttung zur Folge hat. Diese blockiert die Fettverbrennung und macht Abnehmen nahezu unmöglich. Zugleich fördert das ständige Auf und Ab des Blutzuckerspiegels Heißhungerattacken, Müdigkeit und langfristig Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Probleme, chronische Entzündungen und Störungen im Darmmikrobiom.

Neueste Studien zum Zuckerkonsum zeigen, dass hohe Blutzuckerwerte sogar die Blutgefäße im Gehirn schädigen können – was ein Risikofaktor für vaskuläre Demenz sein kann. Zudem leidet die Gedächtnisleistung, da Zucker die neuronale Plastizität und den Hippocampus schwächt.

Warum Zucker süchtig macht

Zucker beeinflusst nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern kann auch suchterzeugend wirken. „Zuckersucht“ mag kein offizieller Begriff sein, beschreibt jedoch treffend, was viele Menschen erleben. Zucker sorgt für die Ausschüttung von Dopamin, dem Glückshormon, das direkt im Belohnungszentrum des Gehirns wirkt. Dies führt zu einem Hochgefühl und macht uns zufrieden.

Evolutionär gesehen ergibt das Sinn: Zucker liefert schnelle Energie, die früherüberlebenswichtig und weniger verfügbar war. Heute ist das anders, wir haben genug Energie in Form von Lebensmitteln zur Verfügung – immer und überall. Nur hat unser Gehirn das noch nicht verstanden und “belohnt” uns weiterhin mit dem Hochgefühl, wenn wir Zuckerhaltiges und damit schnelle Energie zu uns nehmen.

Das Problem: Je mehr Zucker wir essen, desto mehr gewöhnt sich das Gehirn daran und verlangt nach immer höheren Mengen, um denselben Effekt zu erzielen.

Welche Zuckerarten gibt es?

Die verschiedenen Zuckerarbeiten im Überblick:


 

Gibt es gesunde Zuckeralternativen?

Viele vermeintlich gesunde Alternativen wie Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup oder Kokosblütenzucker sind ebenfalls einfach Zucker. Auch Zuckeraustauschstoffe wie Birkenzucker und Süßstoffe wie Stevia können zwar kurzfristig eine hilfreiche Alternative sein, sind jedoch keine langfristige Lösung.

Besonders bei Verdauungsproblemen wie Blähungen, Magenschmerzen oder Durchfall sollten Zuckeraustauschstoffe daher gemieden werden. Sie können nämlich schnell abführend wirken, weshalb Lebensmittel, die Zuckeraustauschstoffe enthalten, den Hinweis tragen müssen: „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken.“ Zudem stehen Süßstoffe im Verdacht, das Darmmikrobiom1 negativ zu beeinflussen. Darüber hinaus erhöhen oder erhalten Zuckeralternativen die Süßtoleranz, was den Wunsch nach immer süßeren Speisen langfristig fördert.2

Die Folge: Das Verlangen nach Süßem wird immer wieder verstärkt.

Zuckeralternativen im Vergleich: Süßstoffe, Zuckerersatzstoffe und natürliche Süße


 

Wie kann ich mich möglichst zuckerfrei ernähren?

Vielen hilft es, einfach nichts Süßes mehr zu kaufen. Denn was nicht da ist, kann auch nicht gegessen werden. Langfristig sind jedoch Alternativen wichtig, denn der gemütliche Abend auf der Couch oder das frustrierende Meeting mit dem Chef kommen garantiert wieder.

Anstatt also in der Büroschublade und dem Küchenschrank Schokoriegel zu lagern, befüllen Sie sie mit leckeren Alternativen. Wählen Sie dabei Lebensmittel, die Ihren Lieblingssüßigkeiten in Geschmack und Textur nahekommen. Eine Selleriestange als Ersatz für Schokoeis wird eher weniger überzeugen.

6 Möglichkeiten, Zucker zu reduzieren

  1. Energy Balls oder Riegel, die mit Datteln gesüßt sind, Zartbitterschokolade, getrocknete Früchte oder das Lieblingsobst
  2. Auch herzhafte Snacks können helfen: Oliven, Nüsse, Edamame, hartgekochtes Ei oder Rohkost mit Hummus und Guacamole.
  3. Säfte mit 100 Prozent Fruchtgehalt: Vermeiden Sie Nektar und Fruchtsaftgetränke, denen zusätzlicher Zucker zugesetzt wurde.
  4. Beim Backen Trockenfrüchte, Bananen oder Apfelmark zum Süßen verwenden
  5. Fotoordner auf dem Handy: Wenn Sie einen tollen Snack gefunden haben, fotografieren Sie ihn direkt und legen ihn in Ihren Snack-Ordner ab. So haben Sie bei der nächsten Heißhungerattacke schnelle und gesunde Ideen parat.
  6. Bitterstoffe wie in Zartbitterschokolade oder Kaffee können helfen, den Appetit zu zügeln.

 Tipp: Machen Sie den Drogeriemarkt unsicher! Mittlerweile gibt es zahlreiche zuckerfreie Alternativen für Gummibärchen, Schokoriegel und Nutella. Einfach mal neue Lebensmittel aus dem Regal holen und Zutatenlisten lesen.

Bewusst mit den eigenen Emotionen umgehen

Oft greifen wir zu Süßigkeiten aus Langeweile, Stress, Einsamkeit oder Freude. Süßes bietet also eine Regulation unserer Emotionen. So wird beispielsweise Langeweile unterdrückt und Genuss gefördert. Wenn wir Süßes nun einfach weglassen, kommen die zugrunde liegenden Emotionen ungefiltert an die Oberfläche und können uns überfordern.

Ein Beispiel dafür sind Menschen nach einer Magen-Bypass-Operation: Durch die Verkleinerung des Magens können nur noch sehr kleine Mahlzeiten aufgenommen werden, was die emotionale Regulation durch Essen stark reduziert. Dadurch erleben Betroffene häufig intensive Gefühlsausbrüche und können scheinbar grundlos in Tränen ausbrechen.

Um Zucker langfristig zu reduzieren, reicht es daher nicht, ihn einfach wegzulassen. Es erfordert,  sich mit seinen Gefühlen bewusst auseinanderzusetzen und  gesunde Alternativen zu finden.


 

Übung bei Lust auf Zucker: ein einfacher Reflexionsprozess

  1. Bevor Sie zu Süßigkeiten greifen, halten Sie eine Minute inne, um mit sich einzuchecken.
  2. Fragen Sie sich: "Warum möchte ich gerade essen? Und was brauche ich gerade wirklich?"
  3. Finden Sie eine passende Lösung für z.B. Stress, Langeweile oder den Drang nach Belohnungen (z.B. einen besonderen Tee in einer schönen Tasse, einen Spaziergang machen, Lieblingslied hören) ODER entscheiden Sie sich bewusst für den Genuss bewusst.
  4. Freuen Sie sich über die gewonnenen Erkenntnisse, Ihre Geduld und den bewussten Genuss. Das haben Sie großartig gemacht!

Tipp: Bei der Übung geht es nicht darum, sich das Essen zu verbieten! Vielmehr steht im Fokus, sich und seine Bedürfnisse besser kennenzulernen und eine bewusste Entscheidung zu treffen, anstatt gedankenlos Süßigkeiten in sich hineinzuschieben.

Langfristig zuckerfrei: So geht’s

Komplett auf Zucker zu verzichten ist schwer. Vielleicht klappt es mal eine Woche oder sogar einen ganzen Monat. Aber wenn wir uns und unserem Körper wirklich etwas Gutes tun wollen, geht es um die Frage, wie wir langfristig dranbleiben können.

Das Stichwort ist Selbstfürsorge und der Blick auf die eigentlichen Ursachen für den Süßigkeitenkonsum.
Zuckerreduktion ist keine Bestrafung, sondern ein Akt der Selbstfürsorge.

Mit kleinen, bewussten Entscheidungen und gesunden Alternativen können Sie Ihrem Körper und Ihrem Geist langfristig Gutes tun. Ein liebevoll angerichteter Teller mit Obst und Gemüse vermittelt Ihnen mehr Wertschätzung als eine aufgerissene Plastiktüte Gummibärchen.

Vermeiden Sie Schwarz-weiß-Denken

Es muss nicht der komplette Zuckerverzicht sein, es geht mehr um eine Reduzierung und einen achtsamen Umgang im Verzehr von süßen Lebensmitteln. Statt strenger Verbote können Mantren helfen, wie: „Ich verzichte darauf, weil ich gut zu mir sein will und achtsam auf meine Bedürfnisse eingehen möchte.“

Versuchen Sie es mit einem Essmotivprotokoll

Ein solches Protokoll hilft dabei, die Gründe für das eigene Essverhalten besser zu verstehen.
Indem man vor und nach dem Essen seine Emotionen, Gedanken und Bedürfnisse notiert, lassen sich Muster erkennen und passende Strategien entwickeln. Wenn ich beispielsweise immer aus Stress esse, sollte ich langfristig natürlich den Stress und nicht das Essen angehen. Das bedeutet, „Nein“ sagen zu lernen, um Hilfe zu bitten oder ein neues Hobby zu starten.

Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern darum, liebevoll mit sich selbst umzugehen und Schritt für Schritt positive Veränderungen zu schaffen.

Quellen:
1 Suez J, Korem T, Zeevi D et al. (2014) Artificial sweeteners induce glucose intolerance by altering the gut microbiota. Nature 514: 181–186
2 American Dietetic Association (2012) Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: use of nutritive and nonnutritive sweeteners. J. Acad. Nutr. Diet 112: 739–758